BLICK: Herr Maillard, Sie haben sich bei der Wahl gegen Barbara Gysi durchgesetzt. Trifft Sie der Vorwurf, ein Frauenverhinderer zu sein?
Pierre-Yves Maillard: Ja. Dabei habe ich mich immer für die Gleichstellung engagiert. Ich habe eine Schwester und eine Tochter und will, dass sie die gleichen Chancen haben wie ich. Und ich förderte immer auch Politikerinnen in meinem Kanton.
Ihre Partei, die SP, hat sich die Frauenförderung auf die Fahnen geschrieben: Heisst das nun, dass auf Präsident Christian Levrat dereinst eine Frau folgen muss?
Prinzipiell ja. Aber man muss die realen Kandidaturen prüfen. Die Persönlichkeit wird entscheiden.
Der SGB sperrt sich gegen ein Rahmenabkommen mit der EU, sollte der Lohnschutz tangiert werden. Was soll die Landesregierung tun, die am kommenden Freitag über das Abkommen befinden muss?
Wir kennen ja nicht einmal den Inhalt des Abkommens! Ein Teil ist bekannt, aber der Bundesrat hütet den Text wie ein grosses Geheimnis. Wenn der Bundesrat derart grosse Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, dann sollte er die Öffentlichkeit erst einmal richtig informieren. Dann wissen die Parteien und die Bevölkerung Bescheid.
Also eine Vernehmlassung?
Zum Beispiel. Oder einen Bericht, den alle lesen können. Der Bundesrat muss eine Pause einlegen und eine Diskussion ermöglichen. Während Monaten hat die Landesregierung Indiskretionen in der Presse organisiert, ohne die Karten auf den Tisch zu legen. Das ist absurd.
Einen Verhandlungsabbruch mit Brüssel wollen Sie aber nicht riskieren?
Die Geschichte ist nie zu Ende. Wenn wir nicht unterzeichnen, gibt es eine Pause.
Wird die EU das akzeptieren?
Das wissen wir nicht. Aber was ich weiss, ist, dass die europäische Integration nicht länger auf Kosten der Kaufkraft der Bevölkerung weitergehen kann. Schauen Sie nach Frankreich! Dort sehen Sie die Folgen. Wie konnte sich die EU, dieses einst fortschrittliche Projekt, so entwickeln?
Sagen Sie es mir. Die EU war immer auch ein
Fixstern der SP.
Es gab eine Zeit , da war die europäische Integration für die europäische Sozialdemokratie das oberste Ziel. Dafür hat man einige Liberalisierungsschritte in Kauf genommen. Diese Wette ist nicht aufgegangen.
Was heisst das für die SP? Ein Beitritt steht im Parteiprogramm.
Man kann es im Programm haben, aber heute ist ein Beitritt nicht möglich.
Sie sprechen sich für eine Amtszeitbeschränkung des SGB-Präsidiums aus. Wann geben Sie das Amt wieder ab?
Eine Beschränkung scheint mir grundsätzlich richtig. Ich werde sicher nicht so lange wie Paul Rechsteiner bleiben.