Auslöser ist ein Streit im Kurznachrichtendienst Twitter: Eine Mitarbeiterin von Economiesuisse, dem Spitzenverband der Wirtschaft, wettert gegen die Volksinitiative «Grüne Wirtschaft». Am 25. September stimmt das Volk darüber ab. Die Initiative bedeute den Niedergang aller Branchen, warnt sie. Daraufhin outet Grünen-Nationalrat Bastien Girod (35) angebliche Unterstützer der Initiative aus der Wirtschaft: «Das sehen Roche, Unilever, Ikea & Co anders», so Girod.
Roche und Unilever unterstützen die Vorlage der Grünen? Das wäre neu! Und ein bedeutender Support für die Öko-Anhänger.
Die grüne Wirtschaftsvorlage will den ökologischen Fussabdruck der Schweiz bis 2050 massiv reduzieren. Gegner befürchten eine neue Regulierungsschwemme.
Die Grünen haben sich aber zu früh gefreut. «Roche unterstützt die Vorlage nicht», sagt Sprecherin Ulrike Engels-Lange zu BLICK. Im Gegenteil: «Die Initiative ist zu extrem und unausgewogen.» Dennoch lege Roche grossen Wert auf Umweltschutz. Auch der Weltkonzern Unilever dementiert. «Wir beziehen keinen Standpunkt zu Volksentscheiden in der Schweiz», sagt Sprecherin Nadja Kleszcz. Sie unterstützten aber grundsätzlich die Ziele des Verbandes Swisscleantech, der an vorderster Front für die Initiative kämpft.
BLICK weiss: Zwischen Unilever und Swisscleantech gab es Gespräche, worin Unilever ihre Unterstützung in Aussicht stellte. Doch diese platzten.
Girod missbraucht offensichtlich Weltkonzerne für Propaganda zur Ökovorlage. Denn von den genannten Unternehmen ist nur Ikea für die Grüne Wirtschaft. «Ich wollte mit dem Tweet nur sagen, dass Roche, Unilever, Ikea und Co. unsere Vision teilen», windet er sich auf Nachfrage von BLICK. «Die genannten Konzerne verfolgen das gleiche Ziel wie die Vorlage: Sie wollen bis 2050 nachhaltig wirtschaften.» Generell wollen Unternehmen ihre Sympathien aber nicht öffentlich kundtun. Girod: «Der Druck von Economiesuisse ist zu gross. Sie getrauen sich nicht mehr, sich in der Öffentlichkeit zu äussern.»
Unfug, heisst es bei Economiesuisse. «Wir zeigen transparent auf, dass die Initiative nicht zu Ende gedacht ist», kontert Sprecher Michael Wiesner.