Das traurige Geheimnis um den Rücktritt von Bundesrat Didier Burkhalter
«Er wird jetzt zu Hause gebraucht!»

Nicht nur politische Gründe spielten eine Rolle, weshalb sich der Aussenminister aus Bern zurückzieht: Ein Sohn des FDP-Bundesrats ist erkrankt.
Publiziert: 25.06.2017 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:09 Uhr
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Im Kreis der Familie: Didier Burkhalter nach seiner Wahl zum Bundesrat im September 2009, begleitet von seiner Frau Friedrun, seinem Vater Eric und seinen drei Söhnen.
Foto: Keystone
Marcel Odermatt und Simon Marti

Es sei eine Entscheidung des Herzens gewesen, sagte Didier Burkhalter (57) am Mittwoch vor einer Woche bei der Ankündigung seines Rücktritts. Und, so der freisinnige Aussenminister entschieden: Das Gezänk über ein immer noch hängiges Rahmenabkommen mit der Europäischen Union habe ihn keineswegs zermürbt. Es sei einfach an der Zeit, zur Ruhe zu kommen und mehr Luft für andere Dinge zu haben.

Bei Burkhalters Entscheid, der Regierung den Rücken zu kehren, spielten selbstverständlich politische Gründe eine Rolle. Wie immer, wenn ein Politiker, der eigentlich für eine längere Amtszeit gewählt ist, vor deren Ende das Handtuch wirft.

Aber, wie der Neuenburger schon bei seinen Ausführungen letzte Woche durchblicken liess: Es gab auch persönliche Motive. Recherchen von SonntagsBlick zeigen jetzt: Burkhalter litt in den letzten Monaten stark unter Problemen in seiner Familie.

Es ist von Burn-out die Rede

Wie mehrere Parlamentarier unabhängig voneinander berichten, soll einer seiner Söhne erkrankt sein, von einem Burn-out ist die Rede. «Didier wird jetzt zu Hause gebraucht», so ein Parlamentarier zu SonntagsBlick. Auch Burkhalters Frau Friedrun Sa­bine (50) leide stark unter der Situation.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wollte dazu nicht Stellung beziehen. Bekannt ist jedoch: Der Noch-Bundesrat ist ein Familienmensch. Als er im Mai 2016 ein Lager für syrische Flüchtlinge in Jordanien besuchte, feierte einer seiner Söhne in der Heimat Geburtstag. Wie die «Schweizer Illustrierte» berichtete, schickte Burkhalter ihm aus dem Lager ein Gratulations-SMS. Und dann erklärte er einem der Flüchtlinge, der ebenfalls Familie hat: «Er wird bald Vater. Und ich Grossvater!»Auch die Beziehung mit seiner Frau ist für den Spitzenpolitiker zentral. Die gebürtige Österreicherin kam als Jugendliche in die Schweiz, um Französisch zu lernen. Sie heiratete Burkhalter, mit dem sie drei erwachsene Söhne hat, im Alter von 19 Jahren.

Der politische Alltag hat ihn wieder eingeholt

Wann immer möglich, begleitete Friedrun Sabine Burkhalter ihren Mann zu öffentlichen Auftritten. Wie Frischverliebte turtelten die beiden vor Kameras, hielten einander häufig die Hand. Die stylishe Dame aus dem Vorarlberg genoss das Rampenlicht, mischte sich aber nicht in Burkhalters Arbeit ein. Politische Statements gab es von ihr nie.

Burkhalter ist Profi. Elf Tage nach der Rücktrittsankündigung hat ihn der politische Alltag in Bern längst wieder eingeholt. Diese Woche gab er den Ständeräten der Aussen­politischen Kommission Auskunft zur Europapolitik: Der Staatsmann wirkte dabei, wie Kommissionsmitglieder berichten, konzentriert und kompetent.

Beim EU-Dossier wird er nicht mehr viel bewegen

Sein erklärtes Ziel war es, die Schweiz mit einem Rahmenabkommen enger an die EU anzubinden, das Verhältnis für die nächsten Jahre auf ein stabiles Fundament zu stellen. Obwohl sogar viele seiner Parteikollegen dagegen Sturm liefen.

Viel wird er in diesem Dossier nicht mehr bewegen. Am 31. Oktober ist Schluss. Ob Burkhalter bis zum Ende der Legislatur 2019 mehr erreicht hätte, ist schwer zu sagen. Es war von Anfang an eine unmögliche Mission.

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