Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) versprach vor laufenden Kameras, dass er 2023 die Berufs-Weltmeisterschaften World Skills in die Schweiz holen will. Zuvor hatte er mit der gleichen Ansage die Medaillengewinner der letztjährigen Berufs-WM in Abu Dhabi begeistert. Die jungen Schweizer waren Ende November auf Einladung der nationalrätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) zu Besuch im Bundeshaus.
Zweiter Rückzieher innerhalb eines Jahres
Dieselben WBK-Mitglieder trauten daher ihren Augen kaum, als sie vor zwei Wochen vom Rückzieher des Bundesrats lasen. In der Antwort auf eine Kommissionsmotion, in der sie eine Durchführung der World Skills 2023 in der Schweiz wünschen, schmettert die Regierung eine Kreditzusage ab.
Zum zweiten Mal! Denn 2017 hatte der Bundesrat bereits budgetierte 30 Millionen Franken für die Word Skills 2021 in Basel kurzfristig «aufgrund der Finanzlage» zurückgezogen. Die Schweizer Kandidatur war danach tot. «Die Austragungskosten von insgesamt 80 Millionen Franken nur über den Standortkanton, Sponsoren und die teilnehmenden Ländern zu finanzieren, war zu viel verlangt», sagt Ueli Müller (56). Der Luzerner ist Generalsekretär von Swiss Skills, die als Mitglied bei World Skills International die Schweiz vertritt.
«Fadenscheinige Ausrede»
Für den Abschuss der World-Skills-Kandidatur 2023 braucht der Bundesrat nach dem Überschuss von 2,8 Milliarden Franken, den der Bund 2017 gemacht hat, natürlich ein neues Argument. Er fühlt sich nun nicht zuständig, weil die Entscheidungshoheit für die World-Skills-Kandidatur nicht beim Bund, sondern bei der Stiftung Swiss Skills liege.
«Eine super-fadenscheinige Ausrede», ärgert sich WBK-Präsident Felix Müri (60). Für den gleichen Bundesrat sei es nämlich kein Problem, eine Milliarde Franken für Olympische Winterspiele in der Schweiz zur Verfügung stellen und die Kandidatur Swiss Olympic zu überlassen, so der Luzerner SVP-Nationalrat.
Aber Müri gibt nicht auf. «30 Millionen sollen für die World Skills zu viel sein. Aber eine Milliarde für Olympia liegt drin? Der Nationalrat wird den Bundesratsentscheid am Montag korrigieren und die WBK-Motion gutheissen», ist er sich sicher.
Auch im Inland vom Berufsbildungssystem überzeugen
Denn die Förderung der Schweizer Berufsbildung ist laut Müri in allen Parteien unbestritten. Fast allen Parlamentariern sei klar, dass World Skills in der Schweiz ein günstiges Top-Marketing fürs Land und für ihren Exportschlager, das duale Berufsbildungssystem, sei. «Aber auch im Inland kann man dafür bei Eltern nie genug Werbung machen, wenn wir nicht wie Italien oder Frankreich zu viele Akademiker wollen», so Müri.
Peinlich für die Schweiz
Für Swiss-Skills-Generalsekretär Müller wäre es zudem peinlich für die Schweiz, wenn sie zum zweiten Mal eine Kandidatur zurückzöge. Die World Skills 2023 könnten in Basel stattfinden. Das wäre nach den Vorarbeiten für die Bewerbung 2021 sinnvoll, aber auch andere Orte sind laut Müller möglich.
Die 1952 in Spanien gegründeten Berufs-Weltmeisterschaften haben 1968 schon in Bern sowie 1997 und 2003 in St. Gallen stattgefunden. Zwei Mal am gleichen Ort übrigens, weil die Schweiz 2003 kurzfristig für eine verpatzte Kandidatur der Vereinigten Arabischen Emirate einsprang.