Der ägyptische Investor will junge Schweizer in die Dritte Welt schicken
Applaus für Sawiris

Schweizer seien sich nicht bewusst, wie gut sie es hätten, findet Samih Sawiris und möchte deshalb unsere Jungen statt ins Militär ein Jahr lang in die Dritte Welt schicken. Ohne das Wörtchen «statt» finden Politiker im Bundeshaus dies eine gute Empfehlung.
Publiziert: 27.02.2018 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 21:02 Uhr
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Samih Sawiris hat im «SonntagsBlick» vorgeschlagen, junge Schweizer ein Jahr lang in ein Dritt-Welt-Land zu schicken «anstatt ins Militär» – damit sie sich der vielen Vorteile der Schweiz bewusster werden.
Foto: STEFAN BOHRER
Andrea Willimann

Anstatt ins Militär sollten alle jungen Schweizer für ein Jahr in die Dritte Welt gehen: Diesen Vorschlag machte der ägyptische Andermatt-Investor Samih Sawiris (61) im SonntagsBlick. Es sei fast egal, was sie dort tun würden, so Sawiris: Danach würden sie nie mehr etwas für selbstverständlich halten in ihrem Land.

Im Bundeshaus erntet dieser Vorschlag viel Zuspruch – von links bis rechts. «Ist doch eine gute Idee!», findet der Zürcher Nationalrat Bastien Girod (37) spontan. Der Vizepräsident der Grünen sieht solche Einsätze durchaus als Alternative zum Militärdienst – vorausgesetzt, sie haben eine gemeinnützige Funktion. 

Zivildienst oder Pflicht für Politiker

Freude ins Gesicht zaubert Sawiris bei Yvonne Feri (51). «Ich musste schmunzeln, als ich davon gelesen habe», sagt die Aargauer SP-Nationalrätin. Seit sie vor vielen Jahren das erste Mal in einem Entwicklungsland unterwegs war, sei sie überzeugt, dass es allen gut tun würde, sich eine Zeit lang dort aufzuhalten.

Feri sieht dies allerdings nicht als Ersatz oder Zusatz zum Militärdienst. «Denn das eine hat mit dem anderen nur wenig gemeinsam.» Es sollte aber möglich sein, Zivildienst an solchen Orten zu leisten. Und Politiker, findet sie, müssten «zwingend» die Sachlage vor Ort kennen, wenn sie Entscheidungen in Bezug auf Entwicklungshilfe und Aussenpolitik treffen.

Als Militärdienstersatz kommt es nicht in Frage

Zusammen mit Feri und SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (39) reiste der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (36) 2016 nach Eritrea. Privat. «Es war mir ein grosses Anliegen, damals selber nach Eritrea zu reisen, um zu sehen, was dort wie vonstatten geht.» Das zähle ebenso viel wie ein Auslandspraktikum, das allerdings noch mehr Erlebnisse biete. Schweizer aber «statt ins Militär» ins Ausland zu schicken, geht ihm zu weit: «Es muss klar ‹zusätzlich› heissen.»

Nicht für «1:1 umsetzbar» hält die Zürcher FDP-Nationalrätin Doris Fiala (61) die Idee. Aber sie windet Unternehmer Sawiris ein Kränzchen: Als Präsidentin der Kommission für Migration, Flüchtlingswesen und Vertriebene im Europarat findet sie es unbestritten, dass humanitäre Einsätze uns vor Augen führen, wie privilegiert wir in der Schweiz leben.

Wobei der St. Galler SVP-Nationalrat und ehemalige Botschaftsangestellte Roland Rino Büchel (52) nicht das Reisen, sondern das Arbeiten im Ausland empfiehlt. «Unbedingt machen – aber nicht anstelle von Militärdienst und nicht im geschützten Rahmen.»

SP-Nationalrat Angelo Barrile findet Dritt-Welt-Einsätze für junge Schweizer eine gute Sache. ««Aber man kann niemanden zwingen. Es wäre auch unsinnig, eine neue staatliche Organisation dafür aufzubauen.»
Foto: EQ Images

Kosten für den Staat befürchtet

Positiv hat auch der Zürcher Hausarzt und SP-Nationalrat Angelo Barrile (41) kleinere Auslandeinsätze auf freiwilliger Basis erlebt: «Aber man kann niemanden zwingen. Es wäre auch unsinnig, eine neue staatliche Organisation dafür aufzubauen.» Es gebe schon viele Angebote für freiwillige oder professionelle Einsätze wie etwa «Ärzte ohne Grenzen» in seiner Branche.

Sehr viel Freiwilligenarbeit zu Hause in Uri und somit in der Nähe von Sawiris’ Winterdestination hat SVP-Nationalrat Beat Arnold (39) geleistet. Es könne ja jeder ein Auslandjahr absolvieren, findet er. Aber anstelle von Militärdienst oder auf Kosten des Staates kommt für ihn nicht in Frage: «Die Wehrpflicht darf auf keinen Fall aufgeweicht werden», so das SVP-Mitglied in der Sicherheitskommission des Nationalrats.

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