Die wirtschaftliche Situation der Stromunternehmen steht seit einiger Zeit auf der politischen Traktandenliste. Die am Freitag veröffentlichte Studie relativiert nun aber die Annahme, die gesamte Branche sei von den Schwierigkeiten betroffen.
Laut der Studie können die Unternehmen in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Zur einen Gruppe gehören Alpiq und Axpo, zur anderen der Rest der Branche. Alpiq und Axpo haben sich hinsichtlich Umsatz, Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) und Reingewinn zwischen 2007 und 2016 negativ entwickelt.
Bei kleineren Stromunternehmen ist Gewinn gestiegen
Der aggregierte Umsatz hat sich beinahe halbiert, ab 2011 schrieben die Unternehmen Reinverluste. Das EBITDA habe sich negativ entwickelt, sei jedoch immer positiv geblieben, heisst es in der Studie. Der Fremdkapitalanteil stieg von 24 auf 49 Prozent.
Die zweite Gruppe mit allen anderen Unternehmen hat sich über die betrachtete Zeitperiode tendenziell positiv entwickelt. Das gilt auch für Energieversorgungsunternehmen, die an Alpiq und Axpo beteiligt sind.
Der aggregierte Reingewinn schwankte zwar bei den grösseren Unternehmen dieser Gruppe, was laut der Studie massgeblich auf deren Aktienbeteiligungen an Alpiq und Axpo zurückzuführen ist. Mit Ausnahme des Jahres 2013 blieb der Reingewinn der Unternehmen in der zweiten Gruppe jedoch immer positiv. Bei den kleineren Unternehmen ist er zwischen 2007 und 2016 gar gestiegen.
40 Prozent mehr Wasserzins ausbezahlt
Der Fremdkapitalanteil ist bei der zweiten Gruppe zwar ebenfalls gestiegen, aber deutlich weniger als bei Alpiq und Axpo. Mit insgesamt rund 20 Prozent ist es weiterhin auf einem tiefen Niveau.
Die Gewinnausschüttungen an die Kantone sind im Betrachtungszeitraum um knapp 40 Prozent gesunken. Den grössten Rückgang mussten dabei die Mittellandkantone mit einer Beteiligung an Axpo und Alpiq von über 10 Prozent hinnehmen.
Demgegenüber waren die Gewinnausschüttungen an die in der Studie betrachteten Gemeinden und Städte 2016 etwa gleich hoch wie 2007, mit höheren Ausschüttungen in den Jahren 2009 bis 2015.
Die Studie zeigt weiter, dass sich das Volumen der gezahlten Wasserzinsen um fast 40 Prozent erhöht hat. Die meisten Zahlungen haben die Kantone Wallis und Graubünden erhalten. Die bezahlten Steuern sind deutlich gesunken, vor allem wegen der grossen Unternehmen.
Die Studie wurde von Ernst & Young im Auftrag des Bundesamtes für Energie und der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) erstellt. Dabei wurden öffentlich verfügbare Informationen für eine repräsentative Auswahl von Schweizer Energieversorgungsunternehmen ausgewertet.
Im Parlament wurde auch schon die Forderung nach einer Task-Force zur Verhinderung eines «Stromgroundings» laut. Energieministerin Doris Leuthard stellte im Nationalrat fest, es sei nicht Aufgabe des Bundesrates, Gewinnaussichten einzelner Firmen zu beurteilen und Verantwortung für deren Schwierigkeiten zu übernehmen. Hinschauen sollten vor allem die an den Unternehmen beteiligten Kantone und die übrigen Aktionäre. (SDA)