Unzählige öffentliche Auftritte, Interviews am Laufmeter: SRG-Generaldirektor Roger de Weck rührt kräftig die Werbetrommel für die Revision des Radio- und Fernsehgesetzes. Am 14. Juni stimmt das Stimmvolk über das neue Gebührenmodell ab. Gestern durfte er in der Sendung «Schawinski» seine Argumente darlegen.
«Generaldirektor Roger de Weck stellt sich den kritischen Fragen von Roger Schawinkski». So stand es im Teaser auf srf.ch für die gestrige Sendung. Kritische Fragen? Von wegen! Roger Schawinski war zahm wie selten. Bereits in den ersten zwei Minuten des Talks nutzte Roger de Weck gekonnt die Plattform. «Wir haben Geld ins Programm verlagert. Wir haben die Zusammenarbeit zwischen den Landesteilen zu verstärken. Und wir haben massiv versucht, effizienter zu arbeiten und sind wieder in den schwarzen Zahlen», lobte sich de Weck, ohne auf die eigentliche Frage eine Antwort zu geben. Überhaupt wich der SRG-Generaldirektor immer und immer wieder aus. Stattdessen platzierte er seine Botschaften.
Schawinski, eigentlich bekannt dafür, seinen Interviewgästen gerne ins Wort zu fallen, liess de Weck gewähren. Nachfragen? Fehlanzeige! Und: Auch Roger Schawinski sprach sich zwischen den Zeilen für diese Revision aus. Er gab de Weck auch immer wieder Steilvorlagen, um den Zuschauern die Revision schmackhaft zu machen.
Nachdem er nämlich x-Vorteile für Private und Unternehmen aufzeigte, meinte Schawinski zu de Weck: «Und du bist der Meinung, dass dies noch nicht alle Vorteile sind.» Auch diesen Steilpass nutzte de Weck um den Zuschauern zu erklären, welche Gruppen in Zukunft keine Gebühren bezahlen müssen.
Darauf meinte Schawinski: «Wow, also das ist ja unglaublich, was das alles bringt.» Nicht verstehen kann Roger Schawinski, wieso die Vorlage dann auf der Kippe steht. Die Trendumfage vom letzten Freitag zeigt, dass sich Gegner und Befürworter der Vorlage die Waage halten. Für den Talkmaster unverständlich. 95 Prozent der Schweizer würden seiner Meinung nach von einem Ja profitieren. Damit müsste man doch diese Abstimmung «locker» gewinnen. «Mit mindestens 80 zu 20 Prozent», so Schawinski. Und legte später noch einen drauf, indem er sagte, dass die Gegner «falsche» Argumente bringen würden. Und über einen Artikel in der «NZZ am Sonntag» meinte Schawinski klipp und klar, dass darin ein «SRG-Bashing vom schlimmsten» stattgefunden habe.
Nach 32 Minuten bemerkte Roger Schawinski, dass die Sendung bereits überzogen wurde. Er gebe dafür dem «Chefredakteur» die Schuld. Um danach richtig zu stellen, dass damit der «Generaldirektor» gemeint sei. Wer sich gestern Abend auf ein kritisches Gespräch gefreut hat wurde enttäuscht. Wie soll das auch möglich sei?, wenn sich Gast und Interviewer einig sind.