Mit der Frühlingssession zieht frisches Blut in den Nationalrat ein. Und das gleich im Fünferpack. Das sind die Neulinge:
Brigitte Crottaz (SP, VD)
Mit der Ärztin Brigitte Crottaz (60) aus Epalinges VD erhält das Bundeshaus mehr Frauenpower. Die Waadtländer SP-Frau ersetzt ab heute Jean-Christophe Schwaab (38), der sein Amt aus Rücksicht auf seine Familie abgibt. Zuvor politisierte Crottaz von 2012 bis 2017 im Waadtländer Kantonsparlament. Zudem ist sie seit 2005 Gemeinderätin in Epalinges.
Von ihrem beruflichen Hintergrund her ist klar: Die Gesundheitspolitik steht zuoberst auf Crottaz' Prioritätenliste. Ein gerechtes Gesundheitssystem und gute Sozialversicherungen sind ihr wichtige Anliegen. Auch die Gleichstellungspolitik liegt ihr am Herzen. Sie ist Mutter eines Sohnes.
Speziell: Der SP trat sie 2004 als Reaktion auf die Wahl Christoph Blochers (77) in den Bundesrat bei.
Benjamin Roduit (CVP, VS)
Mit dem heutigen Antritt des Wallisers Benjamin Roduit (55) als neuer CVP-Nationalrat findet die unrühmliche Belästigungsaffäre um Yannick Buttet (40) ein Ende – zumindest im Bundeshaus. Der vierfache Vater Roduit ist Französisch- und Geschichtslehrer am Kollegium Les Creusets in Sitten.
Wie schon Buttet gehört er dem konservativen CVP-Flügel an. «Ich bin klar auf der Linie der CVP, politisiere rechts der Mitte. Das ‹C› ist für mich in der Politik wichtig», sagte der frühere Gemeindepräsident von Saillon im «Walliser Boten». Die Familienpolitik steht an erster Stelle seiner politischen Agenda.
Speziell: Ab Sommer 2016 nahm er sich eine einjährige Auszeit und war an mehreren humanitären Einsätzen beteiligt – etwa in Haiti und in Afrika.
Nicolo Paganini (CVP, SG)
Nach 15 Jahren im Nationalrat tritt der St. Galler CVP-Politiker Jakob Büchler (65) zurück. Sein Nachfolger Nicolo Paganini (51) ist sich das Rampenlicht bereits gewohnt: Seit 2011 fungiert der gebürtige Thurgauer als Olma-Direktor.
Politisch engagierte er sich bereits als Teenager: Als 16-Jähriger trat er der Jungen CVP bei. Und von 1992 bis 2002 sass er im Grossen Rat des Kantons Thurgau. Heute wohnt der studierte Ökonom und Jurist mit seiner Frau in Abtwil SG. Aus erster Ehe hat er drei Kinder. Paganini wird am 12. März als Nationalrat vereidigt.
Speziell: Paganini ist auch ausgebildeter Bier-Sommelier. Als solcher geniesse er gerne ein gutes Bier, schreibt er auf seiner Homepage. «Aber auch ein guter Tropfen Wein, Kochen und Backen wecken meinen Genusssinn.»
Michael Töngi (Grüne, LU)
Als Generalsekretär des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands gilt der Grüne Michael Töngi (50, LU) als wahrer Vermieter-Schreck. Am 12. März übernimmt er die Nachfolge von Louis Schelbert (65), der nach zwölf Jahren im Bundeshaus aus Altersgründen zurücktritt.
Politisch gehört «eine Wohnpolitik, die mehr zahlbare Wohnungen schafft», zu Töngis Schwerpunkten. Als Präsident des VCS Luzern setzt er sich aber ebenso für eine umweltfreundliche Mobilität ein. Seit 2007 ist er Luzerner Kantonsrat. Von 1990 bis 2001 war der Historiker Einwohnerrat in Kriens, wo er heute noch wohnt. Töngi lebt seit vielen Jahren «unregistriert» mit seinem Lebenspartner zusammen.
Speziell: Sein Weg in die Politik führte über die Backstube, wie er auf seiner Homepage schreibt. Mit Guetzli-Backen für Solidaritätsaktionen. Die erste 1980: «Von unserem Religionslehrer angestiftet, backten wir Weihnachtsguetzli und verkauften diese zu Gunsten der unter dem Kriegsrecht leidenden Polen.» Ein Jahr später folgt «als politischer Ausgleich» das Guetzli-Backen «zu Gunsten der unter dem Pinochet-Regime leidenden Mapuche-Indianer».
Fabian Molina (SP, ZH)
Der Rücktritt von SP-Nationalrat Tim Guldimann (67, ZH) kam überraschend. Noch überraschender ist aber, wie schnell sich der Rücktritt vollzieht. Bereits am 16. März wird Guldimanns Nachfolger Fabian Molina (27) vereidigt.
Molina ist schweizweit bekannt, sorgte er doch von 2014 bis 2016 als Juso-Präsident für Furore. Unter seiner Ägide wurde die Volksinitiative gegen Nahrungsmittelspekulation eingereicht, die 2016 an der Urne mit 40 Prozent Ja einen Achtungserfolg erzielte.
Molina ist derzeit Zürcher Kantonsrat – wird dieses Mandat aber abgeben. Er studiert noch und arbeitet beim Hilfswerk Swissaid. Vor diesem Hintergrund gehören Themen wie die internationale Solidarität, die Machtbeziehungen zwischen Nord und Süd oder gerechte Handelsstrukturen zu den Themenschwerpunkten.
Speziell: Molina hat chilenische Wurzeln. Sein Vater war ein linker Aktivist in Chile und floh nach 13 Gefängnisaufenthalten in die Schweiz, wo er Molinas Mutter heiratete.