Für manche war es die Sensation des Wochenendes. Für andere nur eine neue absurde Wendung im Vollgas-Wahlkampf der SVP. Parteichef Toni Brunner lancierte gestern seinen Fraktionspräsidenten Adrian Amstutz als Bundesratskandidaten. Der populäre Nationalrat solle Asylminister werden und das von der SVP oft beklagte «Asylchaos» aufräumen, so Brunner in der «SonntagsZeitung».
Die Reaktion des portierten Amstutz fiel jedoch sehr ausweichend aus. Natürlich könnte es sich hier um taktische Zurückhaltung handeln. Für gut informierte Beobachter ist aber klar, dass mehr dahinter steckt: Amstutz fühlt sich dem Amt nicht gewachsen.
Brisante Aussage vom Februar 2015
Untermauern lässt sich diese These mit einer Aussage, die Amstutz vor gut fünf Monaten in einem Interview der «NZZ» machte. Er stehe als Bundesratskandidat nicht zur Verfügung, sagte Amstutz damals. Grund: «Ich will nicht - weil ich es nicht kann. Von denjenigen, die es nicht können und die trotzdem unbedingt wollten, gab es zu jeder Zeit schon immer genügend im Bundesrat.»
Gegen eine Amstutz-Kandidatur spricht weiter der Regionenproporz. Würde es Amstutz tatsächlich gelingen, Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) aus dem Bundesrat zu drängen, wäre er neben Simonetta Sommaruga (SP) und Johann Schneider-Ammann (FDP) bereits der dritte Berner in der Landesregierung. Und die Ostschweiz wäre im Bundesrat nicht mehr vertreten. Ein absolutes Novum in der jüngeren Geschichte der Schweiz.