Je älter ein Arbeitnehmer, umso höher fallen seine Pensionskassenbeiträge aus. Die steigenden Sätze würden Ältere im Arbeitsmarkt benachteiligen, ist Pierre Bayerdörfer vom Verein Workfair 50+ überzeugt. Vielen älteren Büezern werde deswegen gekündigt. Mit einer Volksinitiative für einen einheitlichen Beitragssatz will der Verein die Problematik lösen (BLICK berichtete).
FDP-Bigler: «Nicht machbar»
Nur, dass ausgerechnet die höheren Altersgutschriften der älteren Büezer ein Problem seien, bestreitet FDP-Nationalrat Hans-Ulrich Bigler (60, ZH). «Ein Unternehmer kalkuliert in einer Mischrechnung die gesamte Bruttolohnsumme mit jüngeren und älteren Arbeitnehmern – unter dem Strich ändert sich mit einem Einheitssatz nicht viel», sagt der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands.
Wegen der höheren Altersgutschriften werde niemand entlassen, beteuert er. Und bei Stellenbesetzungen sei der Lohn alleine kaum ausschlaggebend – und wenn, «dann muss ein Arbeitnehmer allenfalls Konzessionen bei der Lohnhöhe machen».
Für Bigler spricht noch ein weiterer Grund gegen die Initiative: «Die Systemumstellung auf einen Einheitssatz wäre schlicht zu teuer. Die Kosten für die Übergangsgeneration würden während mindestens 20 Jahren gegen eine Milliarde Franken betragen – pro Jahr.» In der Umstellungszeit müssten zudem zwei Systeme parallel geführt werden. «In der Theorie ist der Lösungsansatz der Initiative zwar auf den ersten Blick interessant, in der Praxis aber nicht machbar.»
CVP-Humbel: «Die Stossrichtung stimmt»
Ganz anders als Bigler sieht es CVP-Nationalrätin Ruth Humbel (60, AG): «Die Initiative nimmt ein echtes Problem auf, die Stossrichtung stimmt.» Gerade aus dem KMU-Bereich höre sie immer wieder Klagen über die hohen Altersbeiträge für ältere Mitarbeiter. «Dass hier der Gewerbeverband kein Problem sieht, erstaunt mich schon», sagt Humbel. «Ausgerechnet die Verbandsfunktionäre argumentieren hier anders als die Realwirtschaft.»
In einer nächsten BVG-Revision müsse die Problematik angegangen werden. Die Sozialpolitikerin denkt etwa an einen Einheitssatz nur bei den Arbeitgeberbeiträgen, die Arbeitnehmerbeiträge würden weiterhin gestaffelt erhoben. Für die Arbeitgeber blieben die Angestellten also immer gleich teuer, und die Büezer würden damit gerade in jungen Jahren, wenn Geld für Haus und Kinder benötigt wird, trotzdem nicht stärker belastet. «Damit wäre etwa auch jungen Familien Rechnung getragen», so Humbel.
Eine andere Möglichkeit sieht sie darin, dass zumindest ab 45 der Satz gleich bleibt bis zur Pensionierung. «Ob die Initiative die richtige Lösung ist, muss vertieft geprüft werden», sagt die Aargauerin. «Zumindest gibt sie aber einen Anstoss, der in einen Gegenvorschlag aus dem Parlament münden könnte. Optimierungsbedarf ist auf jeden Fall gegeben.»
Glättung statt Einheitssatz
Im Parlament jedenfalls sind die Altersgutschriften immer wieder ein Thema. Eine BDP-Motion für einen Einheitssatz bei den PK-Altersgutschriften ist derzeit hängig. Allerdings wurden in den letzten Jahren mehrere ähnliche Vorstösse bereits ausgiebig diskutiert und verworfen.
Bessere Chancen hingegen hat eine Glättung der Altersgutschriften. Diese wurde bereits im Rahmen der letzten Rentenreform diskutiert, welche dann aber in der Volksabstimmung scheiterte.
Aktuell sind Arbeitgeber und Gewerkschaften dabei, eine neue Reform für die berufliche Vorsorge zu diskutieren. In den Gesprächen dürften auch die Beitragssätze wieder zum Thema werden.