Nationalrat prüft Rüge - Köppel legt nach
«Sommaruga verträgt die Wahrheit nicht!»

Roger Köppels Verbalangriff hat alle Fraktionen ausser der SVP nachhaltig verärgert. Sie prüfen eine Disziplinarmassnahme.
Publiziert: 26.04.2016 um 22:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:10 Uhr
Sermîn Faki und Sina Albisetti

Die Attacke von SVP-Nationalrat Roger Köppel auf SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga wird wohl ein Nachspiel haben. Die Fraktionsspitzen aller Parteien haben gestern beschlossen, Köppels Verhalten an der nächsten Sitzung des Ratsbüros Mitte Mai zu traktandieren. Diskutiert wird auch, Köppel eine Rüge für den Verbalausrutscher erteilen zu lassen.

«So respektlos gehen wir nicht miteinander um»

Ein Verbalausrutscher, das ist Köppels Angriff nämlich für viele Ratsmitglieder selbst rechts der Mitte. «Mit seinen Äusserungen hat Herr Köppel eine Grenze überschritten», sagt etwa der Zürcher FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann. «So respektlos gehen wir hier nicht miteinander um.»

Köppels Wortwahl schüre ausserdem die Wut in der Bevölkerung weiter und untergrabe so das Vertrauen in die Institutionen. «Dagegen muss man ankämpfen», so Portmann, der Sommaruga im Rat für ihre Reaktion gratuliert hatte.

Der Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli, der den Saal zusammen mit Sommaruga und der SP-Fraktion verliess, kritisiert Roger Köppel scharf: «Er ist ein frecher Siech», sagt er zu BLICK. «Es zeugt von einer Schwäche an Argumenten, wenn man die Leute unter der Gürtellinie angreift». SP-Nationalrätin Margret Kiener Nellen begründet den Protest so: «Es ist einfach zu starker Tabak».

Köppel erhält aber vom rechten Rand des Nationalrats auch Zuspruch. SVP-Nationalrat Hans-Ueli Vogt sagt zu BLICK: «Wer den Vorwurf, dass man sich erpressen lässt nicht akzeptieren will und den Saal verlässt, zeigt, dass er sich nicht auf die Diskussion einlassen will. Das ist ein Zeichen der Schwäche.» Und SVP-Nationalrat Claudio Zanetti bezeichnet Bundesrätin Sommaruga auf Twitter als «Finöggeli».

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Köppel: «Sie verträgt sie Wahrheit nicht» 

Die Justizministerin hatte den Nationaltratssaal verlassen, als Köppel eine Rede gegen die Ausdehnung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien nutzte, um sie frontal anzugreifen. Er hatte ihr unter anderem «frivole Leichtfertigkeit» und Erpressbarkeit vorgeworfen. 

Köppel kann die Aufregung um seine Aussagen hingegen nicht verstehen: «Ich bin gewählt worden, um Frau Sommaruga kritisch zu hinterfragen», verteidigt er sich. «Anscheinend verträgt sie es nicht, wenn man ihr die Wahrheit sagt. Das ist kein gutes Zeichen.»

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