Eine Heuchelei, die zum Himmel schreit. Der Walliser CVP-Nationalrat Yannick Buttet (40) schreibt sich traditionelle Familienwerte auf die Fahne. Doch entsprechend benehmen sollen sich offensichtlich nur die andern. Wenn der Walliser zu tief ins Glas schaut, verhält er sich ganz und gar nicht mehr familienkonform. BLICK sprach mit Bischofsvikar Christoph Casetti (74) vom Bistum Chur über den Sünder unter der Bundeshauskuppel.
«Jeder Mensch kann in eine Krise geraten. Es ist wichtig, dass er dann professionelle Hilfe in Anspruch nimmt», sagt Casetti. «Diese kann ärztlicher, psychiatrischer, psychologischer oder seelsorgerischer Natur sein.»
Buttet betrog seine Ehefrau, mit der er zwei Kinder hat. Seine Ex-Geliebte stalkte er. Mehrere Frauen werfen ihm Belästigung vor.
Bringt der Politiker damit nicht nur sein Amt und seine Partei, sondern auch die katholische Kirche, deren Werte die CVP vertritt, in Verruf? Casetti: «Buttet mag eine Doppelmoral an den Tag legen. Aber es ist letztendlich bei fast allen Menschen so, dass sie ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen.»
Ursachen für Fehlverhalten im Gespräch erörtern
Casetti, Bistumsbeauftragter für Ehe und Familie, übt Nachsicht mit dem schwarzen Schaf aus der CVP. Er sei «vorsichtig mit Verurteilungen», sagt er. «Obwohl sein Verhalten offensichtlich nicht in Ordnung war.» Für Buttet sei es nun wichtig, die Ursachen für sein Fehlverhalten «in Gesprächen zu erörtern».
Buttet gibt dem Alkohol die Schuld. Und einer Ehekrise. Ob dies als Erklärung reicht, dass ihm vergeben wird? Rücktrittsforderungen werden laut. Das Amt als Vize-Parteipräsident musste er bereits abgeben. Soll Buttet sein christliches Gewand ablegen und aus der CVP austreten? Casetti: «Wenn alle Leute, die Fehler machen, aus ihren Parteien austreten würden, dann gäbe es gar keine Parteien mehr.»