Cassis, Cassis, Cassis …
In der Debatte darüber, welcher Tessiner am besten in den Bundesrat passt, wird derzeit fast nur ein Name genannt: der von Ignazio Cassis, FDP-Fraktionschef im Nationalrat.
Aber Achtung: Falls die Tessiner FDP nur einen einzigen Kandidaten nominiert, dann wird es entweder einen Bundesrat Cassis geben – oder überhaupt keinen Tessiner Bundesrat!
Das aber wäre ein grober taktischer Fehler. Bei Bundesratswahlen geht es nicht darum, wer zufällig in der richtigen Partei, im richtigen Kanton und im richtigen Alter ist. Sondern darum, den besten Kandidaten zu präsentieren. Und dazu braucht es eine Auswahl. Der FDP Schweiz wäre zu wünschen, dass ihre Parteibasis diese Notwendigkeit erkennt.
Denn das Tessin hat eine solche Auswahl durchaus zu bieten, zum Beispiel mit dem aufstrebenden Liberalen Christian Vitta. Der ist Ökonom, langjähriger Gemeindepräsident und Regierungsrat. Ausserdem ist er der Vertreter einer neuen Politikergeneration – ähnlich wie Emmanuel Macron in Frankreich oder Sebastian Kurz in Österreich.
Wenn die FDP Tessin trotz dieses valablen Kandidaten nur einen Bewerber zur Auswahl stellt, riskiert sie, dass am Ende einfach wieder ein Westschweizer wie Didier Burkhalter Bundesrat wird. Denn schon oft wurde nicht der Favorit gewählt, sondern der Aussenseiter. So war es 1999, als die vermeintlich chancenlose junge Ruth Metzler die Super-Favoritin Rita Roos schlug, weil die sich aufführte, als sei sie bereits Bundesrätin.
Falls sich die FDP weiterhin als liberal betrachtet, als Partei der Wahlfreiheit, wäre es ein Widerspruch, wenn sie den internen Wettbewerb ausschliessen würde.
Liebe Tessiner FDP, zeigt uns, welche politischen Talente ihr habt! Und nominiert einen, zwei oder gar drei Kandidaten!