Den Wallisern sagt man nach, sie seien ein besonderer Volksstamm: eigenwillig, stur, erzkatholisch – aber auch offen. Wie zum Beweis gaben sie Oskar Freysinger vor vier Jahren eine Chance und wählten ihn in ihre Regierung.
In kaum einem anderen Kanton wäre das denkbar gewesen: Oskar Freysinger liess sich durch sein hohes Amt nicht davon abbringen, bei unappetitlichen Politikern vom äusseren rechten Rand in halb Europa aufzutreten und seinen Keller mit einer Reichskriegsflagge zu zieren, wie sie Neonazis heilig ist. Ähnlich radikal und völlig unschweizerisch giftete er gegen seine politischen Gegner.
Seinem Erzrivalen Christophe Darbellay wollte er mit allen Mitteln den Einzug in die Regierung verwehren. Er stellte deshalb sogar einen Gegenkandidaten aus der Partei des früheren CVP-Präsidenten gegen ihn auf.
Vordergründig lautete das Argument, dadurch eine rechtsbürgerliche Regierung zu ermöglichen. Hinter vorgehaltener Hand lästerten seine Kreise über Darbellays uneheliches Kind und streuten bösartige Fake News über weitere private Verfehlungen. Psychokrieg nach dem Vorbild Donald Trumps, Geert Wilders und Viktor Orbans.
Gestern haben die Wähler diesem unwürdigen Spektakel ein Ende gesetzt: Darbellay ist glanzvoll gewählt, Freysingers politische Karriere am Ende. Die Offenheit der Walliser, die Freysinger einst emporgetragen hat, lässt ihn nun ebenso rasch in der Versenkung verschwinden.