Die Gesundheitskosten steigen Jahr für Jahr. Das bekommen die Versicherten direkt zu spüren: mit jährlich steigenden Krankenkassenprämien. Kein Wunder, überbieten sich Politiker jeder Couleur mit Sparvorschlägen.
Jetzt will das Parlament ausgerechnet die Schwächsten bluten lassen: die Kranken! Diese sollen künftig einen grösseren Teil der Kosten selber tragen. Die Franchisen sollen nämlich regelmässig der Kostenentwicklung bei der obligatorischen Grundversicherung angepasst werden. Im Visier haben die Politiker insbesondere die tiefste Franchise – die sogenannte Standardfranchise, die aktuell 300 Franken beträgt.
Die bürgerliche Mehrheit verspricht sich davon eine Kostensenkung. Die saloppe Argumentation: Wer mehr selber zahlen müsse, überlege sich eher, ob er wirklich zum Arzt gehen oder abwarten und Tee trinken soll.
Im Ernst? Die vermeintliche Einsparung berappen jene, welche sich für eine Mindestfranchise entscheiden, weil sie am stärksten auf unser Gesundheitswesen angewiesen sind: chronisch Kranke, Senioren und Arme. Die werden künftig nicht nur über höhere Prämien, sondern auch über höhere Franchisen zusätzlich belastet. Dabei ist die Eigenbeteiligung der Versicherten an den Gesundheitskosten bei uns im europäischen Vergleich bereits jetzt am höchsten.
Aber einmal mehr die Versicherten zu rupfen, ist halt viel einfacher, als sich mit der Pharmabranche, den Ärzten oder der Krankenkassenlobby anzulegen.