Das Berner Sozialamt hat im Fall Francesca T. mit geradezu atemberaubender Effizienz gearbeitet. Drei Tage, nachdem BLICK den Fall der offensichtlich kaufsüchtigen Sozialhilfebezügerin publik gemacht hatte, legten die Revisoren gestern ihren Bericht vor.
Er beantwortet alles – ausser den entscheidenden Fragen: Woher hatte die Frau das Geld für ihren Kaufrausch? Warum fiel das niemandem auf? Brauchte die Frau wirklich Sozialhilfe, wo doch Geld genug da war für all die Kleider? Zu all dem haben die Sozialrevisoren leider rein gar nichts Verwertbares gefunden.
Trotzdem geben sie umfassend Entwarnung: Alles ordnungsgemäss gelaufen, lautet der Tenor. Die Frau sei engmaschig betreut worden, Anzeichen für Sozialhilfemissbrauch gebe es keine.
Nur auf den Wert der Kleider gehen die Revisoren vertieft ein. Die von BLICK genannten 100’000 Franken seien weit übertrieben, schreiben die Prüfer und berufen sich auf eine Einschätzung des Konkursamtes.
Das ist ein Ablenkungsmanöver. Selbstverständlich haben die Kleider keinen grossen Wert mehr, wenn sie jahrelang in Müllsäcken herumlagen. Aufschlussreich wäre der Neuwert der Kleider. Den zu ermitteln, haben sich die Prüfer aber nicht extra die Mühe gemacht.
Das irritiert. Und macht deutlich, dass es gar nicht so sehr darum ging, die Hintergründe zu klären. Ziel war vielmehr, die verantwortliche Gemeinderätin Franziska Teuscher und Amtsvorsteher Felix Wolffers möglichst schnell von allen Vorwürfen zu entlasten.
Kurzfristig ist das geglückt. Die beiden haben nun ein amtliches Dokument, das ihnen einen Persilschein ausstellt. Doch langfristig geht die Rechnung nicht auf. Wer einem Verdacht auf Missbrauch nicht seriös auf den Grund geht, der bringt die Sozialhilfe als Ganzes in Verruf.