Die Jungen Grünen wollen die Zersiedelung stoppen. Jede Sekunde gehe ein Quadratmeter Grünfläche verloren, kritisieren sie – und verlangen mit ihrer Initiative, dass Neueinzonungen von Bauflächen durch Rückzonungen an einem anderen Ort vollständig kompensiert werden müssen. Die Bauzonen würden also auf der heutigen Grösse eingefroren.
Gut drei Wochen vor der Abstimmung schaut BLICK von oben aufs Land – und sucht Antworten auf die Frage, wie zugebaut die Schweiz heute tatsächlich ist. Und ob die einst grüne Oase wirklich auf dem Weg zur Betonwüste ist.
Die Statistiker des Bundes scheuen für die Vermessung der Schweiz keinen Aufwand: Während jeweils sechs Jahren überfliegen sie das Land und schiessen alle hundert Meter ein Bild. Die Millionen Stichproben werden dann ausgewertet. Neuste Zahlen vom Zeitraum 2013 bis 2018 gibt es derzeit erst für 21 Kantone. Bei den restlichen fünf stützt sich BLICK auf die Daten aus den Erhebungsjahren 2004 bis 2009.
92 Prozent der Schweiz unverbaut
Die Analyse zeigt, dass die Schweiz viel grüner ist als gemeinhin angenommen. Nur ein Dreizehntel des gesamten Schweizer Bodens ist heute besiedelt.
Zum Vergleich: Die reinen Grünflächen in der Schweiz sind fast neunmal grösser als die Siedlungsgebiete, trotz Zuwanderung und Bauboom. Zwei Drittel der Schweiz sind heute grün – zur einen Hälfte wegen Wälder, zur anderen wegen Landwirtschaftsflächen und Alpwiesen. Der restliche Viertel des Bodens besteht aus Flüssen, Seen, Gletschern und Fels. Die Schweiz ist zu 92,2 Prozent unverbaut.
Enge in Basel, Weite in Uri
Die Unterschiede der Kantone sind naturgemäss gewaltig: Mit Abstand am dichtesten besiedelt ist Basel-Stadt: 71,4 Prozent der Fläche ist zubetoniert. Platz 2 belegt Genf, gefolgt von Zürich. Doch selbst der bevölkerungsreichste Kanton ist nicht etwa grau – sondern erstaunlich grün und blau: Nur insgesamt 22,6 Prozent des Zürcher Bodens ist besiedelt.
Natur pur herrscht hingegen in Graubünden und Uri: In den beiden Bergkantonen benötigen die Bewohner nur gerade zwei Prozent der Fläche. Der ganze Rest gehört den Füchsen und Hasen. Und den Bauern.
Siedlungsflächen wachsen und wachsen
Allerdings ist die Schweiz – wie die Initianten der Zersiedelungs-Initiative richtigerweise betonen – in den letzten Jahrzehnten tatsächlich grauer geworden. Die Siedlungsflächen der West-, Zentral- und Nordschweiz, für die neuste Zahlen vorliegen, sind in rund drei Jahrzehnten um fast einen Drittel gewachsen – fast immer auf Kosten des Kulturlandes.
Die Wachstumsrate hat sich jedoch im letzten Jahrzehnt, wohl auch dank schärferen Raumplanungsgesetzen, etwas abgeschwächt. Und – was die Initianten wohlweislich unterschlagen – ein Siedlungsgebiet besteht nicht nur aus Beton. Auch Grünflächen wie Pärke, Sportplätze und Gärten gehören dazu. Diese grünen Lungen sind in den letzten drei Jahrzehnten um satte 44 Prozent gewachsen.
Luzian Franzini (22), Co-Präsident der Jungen Grünen, sieht die Natur akut bedroht. «Wenn es so weitergeht, wird bis 2050 nochmals die Grösse des Kantons Neuenburg verbaut», sagt er. Und betont, dass ein Ja zur Initiative nicht zu einem Baustopp führen würde. 400 Quadratkilometer seien bereits heute eingezont. Das reiche für Jahrzehnte, so der Zuger. «Noch mehr wäre jedoch schädlich.»
Am 10. Februar entscheidet das Stimmvolk an der Urne über die Zersiedelungs-Initiative der Jungen Grünen. Diese verlangt einen Einzonungsstopp. Das heisst: Die Gesamtmenge der heutigen Baulandreserven darf nicht weiter wachsen – neues Bauland kann nur eingezont werden, wenn andernorts entsprechend ausgezont wird.
Die erste SRG-Trendumfrage vom Dezember weist mit 63 Prozent Ja und 29 Prozent Nein einen deutlichen Vorsprung der Befürworter auf.
Die Jungen Grünen haben die Initiative im Oktober 2016 mit 135'000 Unterschriften eingereicht. Grüne, Juso, Alpeninitiative und weitere Jungparteien und Organisationen unterstützen das Volksbegehren. Das Parlament empfiehlt die Initiative wie auch der Bundesrat ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung.
Am 10. Februar entscheidet das Stimmvolk an der Urne über die Zersiedelungs-Initiative der Jungen Grünen. Diese verlangt einen Einzonungsstopp. Das heisst: Die Gesamtmenge der heutigen Baulandreserven darf nicht weiter wachsen – neues Bauland kann nur eingezont werden, wenn andernorts entsprechend ausgezont wird.
Die erste SRG-Trendumfrage vom Dezember weist mit 63 Prozent Ja und 29 Prozent Nein einen deutlichen Vorsprung der Befürworter auf.
Die Jungen Grünen haben die Initiative im Oktober 2016 mit 135'000 Unterschriften eingereicht. Grüne, Juso, Alpeninitiative und weitere Jungparteien und Organisationen unterstützen das Volksbegehren. Das Parlament empfiehlt die Initiative wie auch der Bundesrat ohne Gegenvorschlag zur Ablehnung.