SVP-Nationalrat Roger Köppel (53) steigt als Wahlkampfmotor ins Rennen um einen Zürcher Ständeratssitz. Der «Weltwoche»-Chef will mit dem Kampf gegen den EU-Rahmenvertrag Stimmen für seine Partei holen.
Nominiert ihn die Zürcher SVP tatsächlich als Ständeratskandidaten, kann Köppel seiner Partei zahlreiche Wählerstimmen verschaffen. Zudem kann er die EU-Frage zum Wahlkampfthema machen. Bislang elektrisiert das Thema die Öffentlichkeit nicht.
Duo Jositsch/Noser sitzt fest im Sattel
Er wolle «das Kartell der EU-Sympathisanten aufmischen» und greife deshalb die amtierenden Zürcher Ständeräte an, so Köppel. Seine Chancen, Daniel Jositsch (53, SP) oder Ruedi Noser (57, FDP) den Sitz abzujagen, sind aber gering. Die beiden bleiben darum gelassen: «Den Wahlkampf plane ich schon länger und werde das unvermindert tun. Denn es hat sich heute nichts ereignet, was mich in irgendeiner Form überrascht hätte», meinte Jositsch gestern.
Und Noser sagte: «Ich begrüsse es, wenn die Zürcherinnen und Zürcher bei den Ständeratswahlen eine Auswahl haben.» Um nachzuschieben: «Die Bevölkerung möchte Ständeräte, bei denen zuerst der Kanton und dann die Partei kommt.» Ob das bei Köppel der Fall sei, müssten die Wähler beantworten.
Rösti betont die Wichtigkeit der Ständeratskandidaten
Weil das Duo Jositsch/Noser so fest im Sattel sitzt, ist man sich innerhalb wie ausserhalb der SVP einig, dass es strategisch klug wäre, auf Köppel zu setzen, der über die Kantonsgrenzen hinweg Ausstrahlung hat. SVP-Schweiz-Chef Albert Rösti (51) sagt das so: «Es ist sehr wichtig, dass man gute Ständeratskandidaten hat, um mit ihnen Wahlkampf betreiben zu können.»
Mit seinem Vorpreschen hat sich Köppel aber wenige Freunde gemacht. Einerseits hatte Alfred Heer (57, SVP) Ende Oktober im SonntagsBlick gesagt, er stehe für eine Ständeratskandidatur zur Verfügung. Da würde man annehmen, dass man sich untereinander abspricht. Andererseits hat Köppel sein Vorgehen weder mit der Zürcher SVP-Leitung noch mit der Führung der SVP Schweiz abgestimmt.
Zudem stellt sich die Frage, ob sich der «Weltwoche»-Verleger zum Ständerat eignet. Köppel, der 2015 mit einem Topresultat gewählt wurde, hatte bis Ende 2017 als grösster Schwänzer im Nationalrat Schlagzeilen gemacht – auch wenn er das heute bestreitet.
Weil derzeit die Parlamentswebsite wegen Wartungsarbeiten nicht erreichbar ist, kann auf neuere Zahlen nicht zugegriffen werden. Wie die Grafik zeigt, fehlte Köppel bis Ende 2017 aber fast fünfmal öfter als der Durchschnitt.
Grosser Unterschied zu Martullo
Kritik wurde in seiner Anfangszeit auch laut, weil Köppel schlecht vorbereitet zu den Sitzungen der Aussenpolitischen Kommission kam. Das habe sich stark gebessert, seit ihm alt SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli (58) die Dossiers führt, heisst es. Die Frage sei aber, ob Köppel fleissig genug ist, um im Ständerat in mehreren Kommissionen aktiv zu sein.
«Extrem» sei der Unterschied zu Magdalena Martullo-Blocher (49, SVP). Die Unternehmerin und Tochter von SVP-Vordenker Christoph Blocher (78) knie sich in die Dossiers rein, obwohl sie die Ems-Chemie führe. Und auch in der Fraktion sei sie aktiver.