SVP-Übervater Christoph Blocher (78) rüffelt die Leitung der Aargauer SVP. Er schüttelt den Kopf darüber, wie Kantonalpräsident Thomas Burgherr (56) & Co. im Fall der umstrittenen Aargauer SVP-Regierungsrätin Franziska Roth (54) reagiert haben.
Roth hatte vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sie zwar in der Aargauer Regierung bleiben, aber die SVP verlassen will. Sie stand schon seit Wochen wegen ihrer Amtsführung unter heftigem Beschuss. Und Roth wurde auch von ihrer Partei nicht mehr getragen. Im Gegenteil, die SVP hatte ihr im März eine Galgenfrist gesetzt: Wenn bis im Sommer keine Verbesserungen in ihrer Führung, Organisation und Kommunikation sichtbar sei, werde die Partei sie zum Rücktritt auffordern, hiess es.
Roth hat für Blocher durchgegriffen
In seiner Online-Sendung «Teleblocher» kritisiert Blocher, die Parteileitung sei «scharf dreingefahren». Und er zeigt für Roth einiges Verständnis. Er verteidigt sie, Roth habe ein schwieriges Departement bekommen, «das von der grünen Susanne Hochuli». Da habe sie wahrscheinlich durchgegriffen.
Aus Blochers Sicht ist Roth denn auch nicht ausgetreten, weil sie mit der SVP uneinig war, sondern wegen des Parteipräsidenten Burgherr und Fraktionschef Jean-Pierre Gallati (52).
Im Aargau sehen das viele freilich anders: Roths Amtsführung gilt für sie als derart untragbar, dass selbst die SVP-Spitze der Regierungsrätin ein Ultimatum stellen musste, sollte die Partei nicht Schaden nehmen.
Kein Bedauern
Allerdings: Blocher sagt auch, man könne das Problem nicht so wie die Aargauer Parteileitung lösen. Man könne der Regierungsrätin «nicht hinterher dreckige Wäsche nachwerfen». «Das macht man nicht!» Man hätte ja sagen können, man bedauere den Parteiaustritt Roths. Tatsächlich hat die SVP-Kantonalparteispitze ihr beispielsweise öffentlich vorgehalten, dass «Arbeitsbeginn am Montagmorgen nicht erst um 10 Uhr» sei.
Billige Entschuldigung
Und es macht – wie Blocher kritisiert – auch keinen guten Eindruck, sich bei den Bürgern dafür zu entschuldigen, dass man sie als Kandidatin für den Regierungsrat aufgestellt hat. «Das ist ja billig!», so Blocher. Die Partei habe sich für sie entschieden, weil niemand dachte, dass man eine Chance auf Amt habe.
Der Höhepunkt war für den Parteivordenker wohl, dass die Aargauer Parteispitze eine Pressemitteilung mit dem Titel «Hoffnungslos» herausgab. Wer oder was mit «hoffnungslos» gemeint sei, wisse er nicht – «ob die Regierungsrätin oder die Parteileitung selber». – Der «Teleblocher»-Zuschauer gewinnt den Eindruck, Blocher meint eher das Spitzenduo Burgherr und Gallati.
Aargauer Spitzenduo gibt sich kleinlaut
Gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagte Burgherr auf die Kritik Blochers: «Die Geschäftsleitung der SVP Aargau nimmt die Meinung von Herrn Blocher zur Kenntnis.» Auch Gallati meinte gegenüber der Zeitung lediglich: «Ich rede nicht via Medien mit Herrn Blocher, sondern in persönlichem Kontakt.»