Heute ist Schluss, Daniel Koch (65) räumt sein Büro. Unterbeschäftigt wird der Corona-Delegierte aber nicht sein. Zum Abschied drückt er BLICK eine Visitenkarte in die Hand – Koch wird in Zukunft Krisenberatung machen. Auf die Vorderseite der Karte hat er einen seiner Kult-Sprüche aus der Corona-Krise drucken lassen: «Die Aare ist bebadbar».
BLICK: «Mister Corona» geht von Bord. Ist Ihre Pensionierung ein Zeichen, dass die Krise vorbei ist?
Daniel Koch: Nein. Dennoch ist es ein guter Moment, den Stab zu übergeben. Das Virus ist zwar nicht weg, doch die erste Welle ist vorbei.
Kommt im Herbst die zweite?
Das Risiko, dass es eine zweite Welle gibt, steigt auf den Winter hin sicher an. Denn das Risiko, dass man Corona-Infizierte verpasst, wenn auch alle möglichen anderen Grippe- und Pfnüselviren umherschwirren, ist dann grösser. Ziel muss sein, eine zweite Welle mit allen möglichen Mitteln zu verhindern.
Also massenhaft Tests und bei jedem, der nur die geringsten Symptome hat?
Ja. Das machen wir schon jetzt, und das müssen wir durchziehen. Es wird eine extreme Anstrengung brauchen.
Gab es in den letzten Wochen je einen Moment, in dem Sie selbst gezweifelt haben oder nicht mehr ein noch aus wussten?
Nein. Aber selbstverständlich gab es schwierige Momente. Als wir zum Beispiel gesehen haben, wie gross diese Pandemie wird. Gut war, dass Bundesrat und Bevölkerung dann Massnahmen ergriffen und umgesetzt haben.
Haben Sie in der Krise Fehler gemacht?
Fehler ist vielleicht das falsche Wort. In der Rückschau muss man sagen: Man hätte die Einreisen aus dem asiatischen Raum früher unterbinden müssen.
Bundesrat Alain Berset hat am Mittwoch erwähnt, dass Sie bei all den Medienkonferenzen nie dieselbe Krawatte trugen. Haben Sie wirklich eine so beeindruckende Kollektion?
Es ist keine Kollektion – und schon gar keine beeindruckende. Ich habe einfach viele Krawatten. Und sogar für heute habe ich eine gefunden, die ich bis jetzt nicht getragen habe.
Sie sind in den letzten Wochen zu einem Promi avanciert. Wie gehts Ihnen so damit, ein Star zu sein?
Ich bin ganz bestimmt kein Star. Aber ja, man erkennt und grüsst mich jetzt auf der Strasse. Das ist, ehrlich gesagt, schon gewöhnungsbedürftig.
Wann wurde eigentlich entschieden, dass Sie Ende Mai aufhören?
Ungefähr Mitte Mai.
Und in der Pension wird es Ihnen nicht langweilig sein?
Sicher nicht. Ich werde mich zuerst einmal etwas erholen und mehr Sport treiben. Ausserdem habe ich schon ziemlich viele Anfragen erhalten. Ich glaube nicht, dass ich unterbeschäftigt sein werde.