Schlussendlich konnte sie sich nicht entscheiden: Die Zürcher GLP empfahl weder Ruedi Noser (58) von der FPD, noch Marionna Schlatter (39) von den Grünen für den zweiten Wahlgang in den Ständerat. Die Grünliberalen beschlossen Stimmfreigabe.
Das Zürcher Problem steht exemplarisch für ein Problem, das die GLP schweizweit hat: Zu wem gehört sie? Am Wahlsonntag waren die Grünliberalen die Sieger, gewannen neun Sitze dazu. Ein Grund dafür war die ökologische Welle. So legten die Grünen 17 Sitze zu. Die liberale FDP verlor vier Sitze.
«Keine Hype-Partei»
Die GLP hätte nicht nur vom «Grün» im Namen profitiert, sagt Nicola Forster (34), Co-Präsident der GLP Zürich. «Wir sind keine Hype-Partei, die kurz vor den Wahlen auf die grüne Welle aufgesprungen ist.»
Die Stimmfreigabe erklärt Forster mit Gemeinsamkeiten, die sie mit beiden Parteien hätten. Die GLP wäre gerne selbst zum zweiten Wahlgang angetreten. «Die Grünen haben uns mit der Kandidatur von Frau Schlatter vor vollendete Tatsachen gestellt. Alleine zu kandidieren hätte keinen Sinn gemacht.»
Schlatter ist enttäuscht
Marionna Schlatter gibt sich am Telefon ein wenig enttäuscht über die fehlende Unterstüztung. «Natürlich hätte es mich gefreut. Schliesslich haben wir auch gemeinsam die Klimawahl ausgerufen und die GLP hat davon profitiert.»
Ganz überraschend kommt der Entscheid in den Augen Schlatters aber nicht. «Ich habe damit gerechnet, dass es schwierig wird, eine Empfehlung zu bekommen.»
Ihre Wahlchancen seien nach dem GLP-Entscheid schwierig abzuschätzen. «Natürlich hätte eine Empfehlung geholfen. Aber ein Teil der GLP hätte so oder so Noser gewählt», sagt die Grüne.
Ruedi Noser kann mit der Stimmfreigabe leben. «Ich habe es so erwartet, das war schon vor vier Jahren so», sagt er. Noser kann durchaus mit GLP-Support rechnen: In seinem Unterstützungskomitee finden sich prominente Namen, wie zum Beispiel der des ehemaligen Präsidenten der Grünliberalen, Martin Bäumle (55).
Aargauer GLP empfiehlt Grün
Im Unterschied zum Kanton Zürich bekennt die Aargauer Sektion Farbe: Die Grünliberalen des Aargaus unterstützen die Grüne Ständeratskandidatur von Ruth Müri (49). «Für uns ist klar, dass Ruth Müri die Interessen der Partei am besten zu vertreten vermag», heisst es in ihrer Medienmitteilung.
Keine Empfehlung gibt es für den zweiten Sitz, obwohl mit Thierry Burkart (44) auch ein FDP-Vertreter zur Wahl steht. Burkart gilt allerdings als weniger Umwelt-affin als Ruedi Noser.
«Jeder Kanton soll über seine Empfehlungen entscheiden, da es gerade im Ständerat eine Personenwahl ist», sagt Forster. «Die Diskussion zeigt, dass es eine Partei zwischen Grünen und FDP braucht.»