Darum gibts noch immer keine Impfdaten
Kantone halten Impf-Zahlen zurück

Einen Monat nach Beginn der Corona-Impfung ist das versprochene Monitoring immer noch nicht da. Recherchen zeigen, was die Gründe dafür sind.
Publiziert: 20.01.2021 um 01:14 Uhr
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Aktualisiert: 21.01.2021 um 15:56 Uhr
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Nun wird klar: Die Kantone wollten nicht, dass sie miteinander verglichen werden können.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer, Gianna Blum, Noa Dibbasey und Lea Hartmann

Beim Impfen sind die Kantone unterschiedlich gut unterwegs. Das Tessin ist vorbildlich: Über 80 Prozent der verfügbaren Impfdosen wurden gespritzt. Manch andere Kantone kommen derweil nicht aus dem Knick. Beim Bund ist der Unmut über die Trödel-Kantone gross.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will aber nicht mit dem Finger auf die Fehlbaren zeigen. So lässt sich erklären, weshalb das Amt noch immer keine Impf-Statistik parat hat. Obwohl BAG-Vizedirektorin Nora Kronig (40) letzte Woche versprochen hatte, die Zahlen einen Monat nach Impfstart endlich zu präsentieren.

Stattdessen liefert das BAG nur eine Schätzung. Rund 110'000 Personen hätten eine erste Impfdosis erhalten, so Kronig vor den Medien. Welcher Kanton wie oft stach? Fehlanzeige.

BAG hilft Kantonen beim Verheimlichen

Laut Quellen aus der Bundesverwaltung eilt es einigen Kantonen gar nicht mit der Datenlieferung. Es soll nicht ersichtlich werden, dass sie nicht in die Gänge kommen. Das BAG kommuniziere auf Wunsch der Kantone derart zurückhaltend, sagt eine gut informierte Person zu BLICK. Und Kronig deutete an: Es sollen keine «falschen Eindrücke» über die Unterschiede zwischen den Kantonen entstehen.

So hilft das BAG tatkräftig mit beim Verheimlichen, wer im Kampf gegen die Pandemie aufs Gas drückt und wer auf die Bremse. Dabei sind die aktuell sinkenden Fallzahlen laut Gesundheitsexperten kein Grund, die Beine hochzulagern – im Gegenteil. Grosse Sorgen bereiten nach wie vor die neuen Virus-Mutationen. Jetzt sollen schon zehn Prozent der Ansteckungen auf mutierte Viren aus Grossbritannien und Südafrika zurückgehen, sagte Virginie Masserey (56). Vor zehn Tagen lag der Anteil noch bei vier Prozent.

«Sehr schade, dass Impfzahlen nicht vorliegen»

Ganz unschuldig ist aber auch der Bund nicht an den Verzögerungen.
So teilte der Kanton Schwyz gestern mit, man könne derzeit keine Anmeldungen für Impfungen entgegennehmen: Das Anmeldetool des Bundes streike.

«Es ist natürlich sehr schade, dass die Impfzahlen bis heute nicht vorliegen», sagt Impfkommissionspräsident Christoph Berger (58). «Die Anlaufphase der Impfoffensive dauert offensichtlich länger als erwartet.» Auch er möchte bald Zahlen vorliegen haben, um den Erfolg der Impfoffensive abzuschätzen.

Geimpfte sind nicht mehr ansteckend

Laut israelischen Medienberichten deutet eine erste Studie darauf hin, dass Personen, die die zweite Corona-Impfdosis erhalten haben, in 98 Prozent der Fälle nicht ansteckend sind.

Allerdings beruht die Studie auf einer geringen Zahl von zweimal mit dem Pfizer/Biontech-Vakzin geimpften Personen. Bis auf zwei Leute hätten von 102 Untersuchten hundert derart viele Antikörper aufgewiesen, dass eine Ansteckung anderer höchst unwahrscheinlich sei.

Bislang war nur klar, dass Geimpfte zwar selbst geschützt sind, aber es war ungewiss, ob sie nicht dennoch die Krankheit weitertragen und andere infizieren können.

Das Ergebnis aus Israel lässt nun hoffen, dass die Impfung einer Weiterverbreitung den Riegel schiebt. Nur zwei Probanden wiesen bloss eine geringe Zahl Antikörper auf, wobei einer der beiden über ein geschwächtes Immunsystem verfügte.

Laut israelischen Medienberichten deutet eine erste Studie darauf hin, dass Personen, die die zweite Corona-Impfdosis erhalten haben, in 98 Prozent der Fälle nicht ansteckend sind.

Allerdings beruht die Studie auf einer geringen Zahl von zweimal mit dem Pfizer/Biontech-Vakzin geimpften Personen. Bis auf zwei Leute hätten von 102 Untersuchten hundert derart viele Antikörper aufgewiesen, dass eine Ansteckung anderer höchst unwahrscheinlich sei.

Bislang war nur klar, dass Geimpfte zwar selbst geschützt sind, aber es war ungewiss, ob sie nicht dennoch die Krankheit weitertragen und andere infizieren können.

Das Ergebnis aus Israel lässt nun hoffen, dass die Impfung einer Weiterverbreitung den Riegel schiebt. Nur zwei Probanden wiesen bloss eine geringe Zahl Antikörper auf, wobei einer der beiden über ein geschwächtes Immunsystem verfügte.

Zürich schweigt, der Thurgau weiss es nicht

Bis der Bund endlich ein Machtwort spricht, ist es jedem Kanton aber selbst überlassen, ob er der Bevölkerung gegenüber offen ist oder nicht. Dann zeigt sich: Die Unterschiede sind riesig.

Nur die Kantone Aargau, Baselland, Freiburg, Schwyz, St. Gallen und Zug geben bekannt, wie viele Impfdosen sie vom Bund erhalten haben und wie viele davon bereits verimpft wurden. Die meisten anderen Kantone teilen immerhin mit, wie viele Impfungen bereits durchgeführt wurden.

Einige Kantone machen derweil ein Geheimnis um ihre Impf-Zahlen. Zürich beispielsweise teilt auch auf Anfrage nicht mit, wie viele der 90'000 Impfdosen, die man bis Ende Januar erhalten soll, bereits da sind – und wie viele auch schon verimpft sind. Und im Thurgau heisst es, man wisse die Zahlen nicht.

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