Dank Trump und Bischof Huonder
Abtreibungsgegner feiern Wiederauferstehung

Der Churer Bischof Vitus Huonder wollte 200'000 Franken der Zürcher Landeskirche an die Abtreibungsgegner spenden. Privat unterstützt der umstrittene Bischof sie schon lange. Dank ihm und US-Präsident Donald Trump drängen die Totgesagten wieder in die Öffentlichkeit.
Publiziert: 26.01.2018 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:35 Uhr
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Seit der klaren Niederlage der Initiative «Abtreibungsfinanzierungist Privatsache» am 9. Februar 2014 schienen die Abtreibungsgegner endgültig am Ende.
Foto: SAMUEL TRUEMPY
Julien Duc und Pascal Tischhauser

Seit der klaren Niederlage der Initiative «Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache» am 9. Februar 2014 schienen die Abtreibungsgegner endgültig am Ende. Fast auf den Tag genau zwölf Jahre zuvor hatten sie mit ihrer extremen «Für Mutter und Kind»-Abtreibungsverbotsinitiative ein viel grösseres Debakel erlitten.

Seither war es ruhig geworden um die Gegner des Schwangerschaftsabbruchs. Nun aber sind die Abtreibungsgegner zurück. Am Mittwoch machten sie in der «Neuen Zürcher Zeitung» Schlagzeilen – bezahlte.

Abtreibungsgegner danken Donald Trump

In einem ganzseitigen Inserat, das 19'580 Franken gekostet haben dürfte, dankten sie US-Präsident Donald Trump (71), dass er den 22. Januar zum «Tag der Heiligkeit des menschlichen Lebens» ausgerufen und sich damit gegen Abtreibungen gewendet hat.

Screenshot des Inserats der Abtreibungsgegner in der «NZZ» vom 24. Januar 2018.
Foto: zVg

Auftraggeber des Inserats war Mamma, der Baselbieter Propagandaverein der Abtreibungsgegner. Sein führender Kopf ist Dominik Müggler (59), der auch die Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) präsidiert – und Mitinitiant der gescheiterten Initiativen war.

Doch woher hat ein Verein, der in der Versenkung verschwunden war, fast 20'000 Franken für ein solches Inserat? Man lebe von Spenden, heisst es. BLICK weiss, ein Spender ist der konservative Churer Bischof Vitus Huonder (75).

Bischof Huonder räumt Zahlungen ein

Auf Anfrage lässt er bestätigen: «Ich habe der Stiftung Mutter und Kind schon Geld gespendet.» Allerdings sei das nicht Geld des Bistums oder aus der Kirchenkasse gewesen, sondern sein privates Geld von seinem Lohn.

Allerdings wollte Bischof Huonder der Stiftung 200’000 Franken zukommen lassen, wie die «Sonntagszeitung» publik gemacht hatte. Dieses Geld sei jedoch bislang nicht geflossen, versichert Bistumssprecher Giuseppe Gracia (50).

Im Dezember hatte Huonder «moralischen Anspruch» auf die 1,2 Millionen Franken erhoben, die die Zürcher Landeskirchen seit 1990 für eine Abspaltung vom Bistum Chur für eigenes Bistum beiseitelegten.

Ungeborenes Leben schützen

Der katholisch-konservative Müggler hingegen scheint sich mit dem Churer Bischof bestens zu verstehen. Beide wollen das ungeborene Leben schützen – auf Kosten der Frauen, wie die Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen sagen.

Mit Trump besucht gerade ein weiterer prominenter Fürsprecher der Abtreibungsgegner die Schweiz. Müggler sieht sich dank des US-Präsidenten in seinen Ansichten bestätigt.

Es spielt für ihn offensichtlich keine Rolle, was Trump nachgesagt wird und welche Ansichten er bei anderen Themen vertritt. Für Müggler zählt nur Trumps Erklärung: «Wir fanden die Verlautbarung unglaublich sympathisch, die Botschaft als Ganzes ist sehr positiv.»

Er findet sogar, der Bundesrat müsse sich eine «dicke Scheibe von Trump abschneiden».

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