Daniela Widmer wird Gemeindepräsidentin von Bellikon AG
Ehemalige Taliban-Geisel macht jetzt Politik

Vor acht Jahren waren Daniela Widmer und ihr damaliger Freund von pakistanischen Taliban-Kämpfern entführt und monatelang festgehalten worden. Jetzt ist die ehemalige Geisel Gemeindepräsidentin von Bellikon AG.
Publiziert: 25.02.2019 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2021 um 11:27 Uhr
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Daniela Widmer (35) ist seit zwei Wochen Gemeindeammann von Bellikon AG.
Foto: zvg

Über acht Monate sass Daniela Widmer (35) in Geiselhaft. Taliban-Rebellen hatten die Aargauerin und ihren damaligen Freund David Och 2011 gekidnappt, als sie im VW-Bus durch Pakistan reisten. Durch eine abenteuerliche Flucht kam das Paar schliesslich frei.

Es war ein Fall, der die Politik nicht nur während der Entführung, sondern auch danach beschäftigte. Eine Taskforce des Bundes hatte mit den Geiselnehmern verhandelt – was Millionen verschlang. Die Debatte wurde angestossen, wer in einem solchen Fall zu zahlen hat.

«Im Gemeinderat zu arbeiten, gibt mir sehr viel»

Acht Jahre später macht die Frau, die einst die Politik beschäftigte, selbst Politik. Die ehemalige Taliban-Geisel und ausgebildete Polizistin ist seit zwei Wochen Gemeindeammann von Bellikon AG, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Widmer ist in Bellikon AG geboren und aufgewachsen. Erst letztes Jahr war sie als Parteilose in den Gemeinderat gewählt worden und hat unter anderem die öffentliche Sicherheit und Polizeiwesen sowie Ressorts Kultur und Freizeit unter sich.

«Im Gemeinderat zu arbeiten, gibt mir sehr viel», sagt Widmer zur «Aargauer Zeitung». «Ich wollte immer eine Arbeit, die ich gerne mache, für die ich am Morgen gerne aufstehe.» Die Kollegen im Rat hätten sie kein einziges Mal auf ihre bewegte Vergangenheit angesprochen. Für sie sei das Thema auch längst abgeschlossen.

Von der Taliban-Hölle an die Paradiesstrasse

Widmer sagt aber auch, die Zeit in Geiselhaft in Pakistan habe ihr Bewusstsein verändert. Essen und Wasser hätten heute für sie eine ganz andere Bedeutung als früher. «Ich ertrage es nicht, wenn Essen weggeworfen wird, habe fast schon eine posttraumatische Belastungsstörung, weil ich in einer Region lebte, in der es kaum Nahrung gab.»

Von ihrem damaligen Freund David Osch hat sich Widmer schon vor mehreren Jahren getrennt. Ihr neuer Partner sei es gewesen, der sie zurück in ihre Heimat gebracht habe, erzählt Widmer. 2015 wurden die beiden Eltern einer Tochter. Die Adresse, an der die Familie nun lebt, hat Symbolkraft: Einst in der Taliban-Hölle, lebt Widmer nun an der Paradiesstrasse. (lha)

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