Daniel Leupi kämpft für günstige Wohnungen, vermietet seine aber teuer. Seine Partei findet das in Ordnung
Grüne eiern herum

Daniel Leupi setzt sich als Stadtrat für eine soziale Wohnpolitik ein. Als Vermieter ist ihm das nicht so wichtig. Dieser Widerspruch scheint bei den Grünen aber niemand so richtig zu stören.
Publiziert: 29.05.2018 um 11:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:50 Uhr
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Als überzeugter Grüner weibelt Daniel Leupi für bezahlbaren Wohnraum, eines der Kernthemen der Stadtzürcher Partei. Einziges Problem: Leupi lebt dieser Devise selbst nicht nach, wie SonntagsBlick aufdeckte.
Foto: Patrick Huerlimann
Florian Wicki, Sermîn Faki

Er war der strahlende Held der Stadtzürcher Grünen: Bei den Gesamterneuerungswahlen des Stadtrats holte Daniel Leupi (52) mit über 59'000 Wählerstimmen das zweitbeste Ergebnis nach Stadtpräsidentin Corine Mauch (58). Und putschte dann den bei Links-grün unbeliebten Filippo Leutenegger (65) aus dem wichtigen Tiefbaudepartement.

Als überzeugter Grüner weibelt Leupi für bezahlbaren Wohnraum, eines der Kernthemen der Stadtzürcher Partei.

Einziges Problem: Leupi lebt dieser Devise selbst nicht nach, wie SonntagsBlick aufdeckte. Als Hauseigentümer bietet er derzeit eine Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung an. Zu einem Preis von 5080 Franken monatlich für 157 Quadratmeter und Gartensitzplatz, inklu­sive Nebenkosten.

Partei steht hinter ihm – nicht ganz überzeugt

Leupi findet den Mietzins zwar «hoch», aber «gerechtfertigt und branchenüblich». Auch, weil die Totalsanierung des rund 80-jährigen Hauses amortisiert werden müsse. Zudem sei das Haus Teil seiner Altersvorsorge.

In seiner Partei sorgt Vermieter Leupi dennoch für Nervosität. Ein Statement der nationalen Parteispitze zu bekommen, erwies sich gestern als äusserst schwierig. Fraktionschef Balthasar Glättli (46), Vizepräsident des Schweizerischen Mieterverbands, beriet sich in der Wandelhalle lange mit dem Luzerner Neo-Nationalrat Michael Töngi (51), der bis März als Generalsekretär des Mieterverbands amtete.

Man solle sich nicht wundern, wenn der Markt halt frei ist

Erst danach sagte er zu BLICK, die Miete sei tatsächlich hoch: «Die Frage, ob sie korrekt ist, hängt aber nicht davon ab. Dafür müsste man alle Ausgaben im Detail kennen.» Denn daran sehe man, ob eine Miete überhöht sei oder nicht. «Diese Regeln gelten zu Recht für alle gleich.» 

So ganz wohl ist Glättli mit der Verteidigung Leupis nicht. «Mir persönlich wäre die Wohnung zu teuer, aber auch zu gross», schiebt er hinterher. Und verweist darauf, dass Leupi die Wohnungen jahrelang sehr günstig vermietet habe.

Die Frage, ob der Widerspruch zwischen dem Politiker und dem Vermieter Leupi nicht ein bisschen viel Doppelmoral für einen Grünen sei, will Glättli nicht beantworten: «Es ist interessant, dass nun gerade diejenigen, die sonst immer das Hohelied des freien Marktes singen, ausrufen, wenn jener Markt spielt.»

Die politische Glaubwürdigkeit leidet darunter

Andere Grüne wollen sich gar nicht zur Causa Leupi äussern. Man weiss, dass der horrende Mietzins der Partei schadet. Das wissen auch andere: Hans Egloff (58), Zürcher SVP-Nationalrat und Präsident des Hauseigentümerverbands Schweiz, will Leupis Handeln als Privatperson nicht beurteilen. «Aber die Frage nach seiner politischen Glaubwürdigkeit stelle ich mir schon.» Immerhin: Leupi begründe die hohe Miete damit, dass er als Hauseigentümer rechnen müsse. «Das freut mich, spielt dieses Argument in der grünen Logik sonst ja keine Rolle.»

Leupi ist nicht der einzige Zürcher Stadtrat mit Immobilienbesitz. Sowohl Stadtpräsidentin Mauch (58) als auch Stadtrat Leutenegger vermieten Wohnungen. Mauch hat zwei Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus im Kreis 6, in dem sie wohnt. Gemäss ihren Angaben liegen die Mieten im lokalen Durchschnitt. Leutenegger hat zusätzlich zur Liegenschaft, in der er selber wohnt, noch ein paar angrenzende Häuser mitgekauft. In diesen Wohnungen leben unter anderem Familien. Zur Causa Leupi will er sich nicht äussern.

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