Es ist nicht sonderlich schmeichelhaft – aber er ist das Gesicht der Corona-Krise: Daniel Koch (65), einst Chef der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), dann Corona-Delegierter des Bundes. Als solcher wurde er in den letzten Wochen zur rechten Hand von Gesundheitsminister Alain Berset (48).
Nun ist Schluss – Koch geht in den Ruhestand. Dies verkündete Berset höchstpersönlich am Ende der gestrigen Bundesrats-Medienkonferenz. Berset bedankte sich bei Koch: In den letzten Wochen habe dieser an allen Bundesrats- und 21 weiteren Medienkonferenzen teilgenommen – «und immer mit einer neuen Krawatte!»
«Es war mir eine Ehre»
Auch Koch bedankte sich – bei den Spezialisten und bei den Labors, die ihn unterstützt haben. «Und ich möchte sagen: Es war mir eine sehr grosse Ehre, dem Bundesrat dienen zu dürfen.»
Eigentlich wäre er schon Mitte April pensioniert worden, er wurde am 13. April 65 Jahre alt. Doch wegen der Krise erklärte er sich auf Bersets Bitte bereit, noch weiter zur Verfügung zu stehen. Seinen Geburtstag feierte er allein, wie er sagte.
Hunderttausende hingen an seinen Lippen
Und wurde in den folgenden Wochen der Corona-Experte der Schweiz. Hunderttausende Menschen hingen an seinen Lippen, wenn der die neusten Ansteckungszahlen referierte, die Massnahmen des Bundesrats erklärte und immer wieder mahnte: «Halten Sie Abstand!»
Das hatte auch eine Kehrseite: Nicht immer waren seine Ausführungen widerspruchsfrei – und das Land reagierte empört, wenn es einfach nicht drauskam, ob Kinder jetzt nun ansteckend sind und warum Grosseltern ihre Enkel zwar wieder herzen, aber eben nicht hüten durften.
Wer erklärt uns jetzt das Virus?
Trotzdem war er nie aus der Ruhe zu bringen. Auch die 1000. Frage zum Sinn von Atemmasken beantwortete er mit stoischer Gelassenheit. «Ich habe nicht das Gefühl, dass es die gleichen Fragen sind. Die Situation ändert sich ja ständig. Es ist wichtig, immer wieder zu erklären, wo wir stehen und was wichtig ist für die Bevölkerung», sagte er Mitte April zu BLICK.
Die Krise ist noch nicht vorbei, aber von jetzt an wird die Schweiz sie ohne ihren «Mr Corona» meistern müssen. Er gehe mit einem guten Gefühl, sagt Koch an seinem letzten Auftritt. «Die erste Welle ist definitiv vorbei».
Ganz kann sich «Mr. Corona» aber eine letzte Ermahnung nicht verkneifen. Und betont: «Die tiefen Infektionszahlen heissen aber nicht, dass das Virus weg ist!» Daniel Koch wird aber nicht derjenige sein, der durch künftige Gesundheitskrisen führt. Er kann sich jetzt wieder seinen Hunden widmen und sein Enkelkind hüten.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.