Damit die Alten bei Abstimmungen nicht übermächtig werden
Stimmen der Jungen sollen mehr zählen

Je jünger, desto grösser das Stimmgewicht. Dies schlägt ETH-Professor Michael Hampe vor. Grund: Wer länger mit den Folgen einer Abstimmung leben muss, soll stärkeren Einfluss haben.
Publiziert: 23.08.2017 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 07:40 Uhr
Kinder und junge Erwachsene sollen mehr Einfluss auf die Politik im Bundeshaus haben.
Foto: Keystone

Chronologische Gerechtigkeit! So heisst die Formel des Stimmrechts, die ETH-Philosophieprofessor Michael Hampe heute in der «Aargauer Zeitung» vorschlägt. Die Jungen sollen also das grösste Stimmgewicht haben. Dieses nimmt mit dem Alter laufend ab.

«Mehrheit hat nicht immer recht»

Grund für seine Überlegungen ist die Demografie: 1948 kamen auf 100 Aktive 15 Rentner, heute sind es 29. Mit den Babyboomern steigt die Quote massiv an. Die alten, sehr abstimmungsfreudigen Personen werden also die jungen stets überstimmen.

ETH-Philosophieprofessor Michael Hampe (56).
Foto: Imago/Horst Galuschka

«Unter der Politik der Babyboomer werden künftige Generationen leiden», sagt Hampe und fordert: «Politiker sollten Kompromisse aushandeln und dabei auch an die Zukunft der Jungen denken.» Die Mehrheit habe nicht immer recht. 

Stimmrecht ab Geburt

Auch Avenir Suisse hat schon Ideen präsentiert, wie die demografische Zeitbombe mittels Stimmrecht entschärft werden könnte. So schlägt die Denkfabrik ein Stimmrecht für alle Kinder ab Geburt vor. Bis zur Volljährigkeit könnten die Eltern stellvertretend für ihren Nachwuchs abstimmen.

Das habe gleich zwei Vorteile: Erstens, weil Eltern kleiner Kind in der Regel eher jung sind und somit den Jungen zusätzliches Gewicht verliehen. Zweitens, weil sie Anliegen der Zukunft stärker berücksichtigten.

Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr.
Foto: Keystone

Und SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr forderte vor Jahresfrist, «dass 18- bis 40-Jährige zwei Stimmen, 40- bis 65-Jährige eineinhalb Stimmen und über 65-Jährige eine Stimme erhalten».

Bislang sind alle Vorstösse in diese Richtung gescheitert. Und sie werden auch künftig einen schweren Stand haben – wegen der politischen Macht der Alten. (nmz)

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