Damit das Wallis nicht abgeschnitten wird, soll Lötschberg zweite Röhre kriegen
Politik sperrt sich gegen Sperrung

Die drohende Sperre des Lötschberg-Basistunnels hat die Walliser aufgeschreckt. Auch Bundesbern brennt das Thema unter den Nägeln. Der Vollausbau soll erneut geprüft werden, fordern Parteispitzen.
Publiziert: 25.09.2019 um 23:40 Uhr
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Jetzt steigt der Druck auf SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga: Sie soll den Vollausbau der zweiten Lötschbergröhre nochmals prüfen.
Foto: keystone-sda.ch
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Die Nachricht schlug im Wallis ein wie eine Bombe: Der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels führt zu einer mehrmonatigen Schliessung (BLICK berichtete). «Die Ausbauarbeiten könnten zu einer längeren Sperrung führen», bestätigte SP-Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (59) in der Fragestunde. Die Dauer sei zwar «noch offen und kann erst im Rahmen der Detailplanung ermittelt werden», so die Bundesrätin. Insider sprechen aber von vier bis sechs Monaten.

Dieses Szenario hat im Wallis für einen Schock gesorgt. «Im Wallis ist die Angst gross, vom Rest der Schweiz abgehängt zu werden», sagt CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41, VS). «Besonders die Tourismusregionen machen sich Sorgen, aber ebenso die betroffenen Pendler – immerhin nutzen täglich rund 13'000 Personen den Lötschberg.»

Parteispitzen wollen Vollausbau prüfen

Als Alternative wird nun eine durchgängige zweite Lötschbergröhre gefordert – nur gut sieben Kilometer müssten dazu noch ausgebrochen werden. Der Bundesrat soll die Kosten von Teilausbau und Vollausbau deshalb überprüfen, verlangt Bregy in einem Vorstoss, den er am Donnerstag einreicht. «Dazu müssen auch die volkswirtschaftlichen Schäden der Sperrung berücksichtigt werden. Dann dürften die Kosten der beiden Varianten gar nicht mehr so weit auseinanderliegen.»

Das Thema brennt auch vielen Bundesparlamentariern unter den Nägeln. 56 Nationalräte aus allen Parteien haben den Vorstoss unterzeichnet. Darunter die gesamte Walliser Delegation. 

Support kommt auch von den Parteispitzen: SVP-Präsident Albert Rösti (52, BE) hat den Prüfungsauftrag ebenso unterschrieben wie CVP-Chef Gerhard Pfister (56, ZG), GLP-Präsident Jürg Grossen (50, BE), BDP-Boss Martin Landolt (51, GL) und Grünen-Chefin Regula Rytz (57, BE). Bei der SP zählt Vizepräsident Beat Jans (55, BS) zu den Mitunterzeichnern. 

Grünen-Rytz: «Volksauftrag umsetzen»

«Mit ihrem Ja zur Alpeninitiative hat die Bevölkerung den Auftrag gegeben, den alpenquerenden Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern», sagt die Grüne Rytz. Das gesetzliche Ziel von maximal 650'000 Fahrten von alpenquerenden Lastwagen pro Jahr sei aber noch längstens nicht erreicht.

«Der Vollausbau wird deshalb in absehbarer Zeit nötig sein, um den Volksauftrag umzusetzen», so Rytz. Sowohl für die Güterverkehrsverlagerung als auch aus finanzpolitischen Gründen sei es vernünftig, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen.

Auch aus der Ostschweiz kommt Unterstützung. «Gerade als Glarner ist mir die Solidarität unter Berggebieten wichtig», erklärt BDP-Chef Landolt. Ein Bericht, der die volkswirtschaftlichen Auswirkungen untersucht, erachtet er «als nützlich».

BLS muss Ausbauvarianten aufzeigen

Allenfalls schon in der Wintersession könnte die grosse Kammer über den Vorstoss entscheiden. Doch auch der Bund ist sich der Problematik bewusst. So hat das Bundesamt für Verkehr die BLS bereits beauftragt, Ausbauvarianten aufzuzeigen, mit welchen die Einschränkungen «so gering wie möglich» gehalten werden können. Diese Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

Für die Sperre skizziert Sommaruga aber bereits, wie sie dannzumal verfahren will: «Der Verkehr würde während der Tunnelsperrung über die bestehenden Ausweichstrecken geführt werden: Der Personenverkehr würde die Lötschberg-Bergstrecke benutzen und der Transitgüterverkehr über die Gotthardachse umgeleitet.»

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