Lebenslanges Lernen ist ein Gebot der Zeit. Klar, dass auch der Bund die Weiterbildung seiner Mitarbeiter aktiv fördert. So bietet das international vernetzte Aussendepartement (EDA) seinen Angestellten verschiedene Sprachkurse an. Kostenlos, natürlich.
Unter der Leitung des weltgewandten EDA-Chefs Didier Burkhalter (FDP) geht man dabei ganz unkonventionelle Wege: Neben den drei Amtssprachen gibt es auch einen 16-stündigen «Berndeutsch-Konversationskurs». Das zeigen Dokumente, die SonntagsBlick vorliegen.
Die Förderung der Mehrsprachigkeit sei ein Verfassungsauftrag, erklärt eine EDA-Sprecherin das Bildungsangebot. Der Berndeutschkurs sei vorab für französisch- und italienischsprachige Mitarbeitende und ihre Begleitpersonen gedacht, die sich im Arbeitsumfeld Bern integrieren und besser verständigen möchten. Die Sprachkurse seien beliebt, heisst es beim EDA weiter. 2013 hätten rund 20 Personen die Berndeutschkurse besucht, 2014 zählte man noch zehn Teilnehmer. In diesen zwei Jahren kostete der Mundart-Unterricht den Bund 7491 Franken.
Berndeutsch für Bundesbeamte? SVP-Politiker Christoph Mörgeli (54) hat dafür kein Verständnis. «Das klingt wie ein verfrühter Aprilscherz», sagt er. In der Bundesverwaltung werde oft aus Rücksicht auf Romands Hochdeutsch gesprochen. Mörgeli fordert das EDA auf, den Berndeutschkurs «sofort zu stoppen».
Ganz anderer Meinung ist Maria Bernasconi, SP-Nationalrätin und Generalsekretärin des Bundespersonalverbands. Sie findet den Sprachkurs «nützlich und wichtig». Berndeutsch sei für Bundesangestellte aus der lateinischen Schweiz oft nur schwer verständlich. «Ein echtes Problem», so Bernasconi (59). Denn: Wer sich im Büro und in der Freizeit gut mit der lokalen Bevölkerung verständigen könne, integriere sich leichter und fühle sich wohler. «Das wirkt sich auch positiv auf die Arbeitsleistung aus», sagt Bernasconi.
Beim EDA treibt man die Förderung der Mehrsprachigkeit derweil beherzt voran. Im Sommer 2014 wurde das Sprachangebot für die Mitarbeiter nochmals erweitert. Neuerdings können die Beamten auch den «Einführungskurs Rumantsch Grischun» besuchen.