Seit 150 Jahren kommen die Ständeräte aus dem Kanton Wallis immer aus der CVP oder der Schwesterpartei CSP. Am Sonntag könnte sich das ändern: Der Unterwalliser SP-Nationalrat Mathias Reynard (32) hatte im ersten Wahlgang das drittbeste Resultat aller Kandidierenden erzielt. Er war der CVP-Kandidatin Marianne Maret (61) dicht auf den Fersen und kam bis auf rund 3300 Stimmen an sie heran.
Viel hängt davon ab, ob es Reynard gelingt, genügend bürgerliche Wähler von sich zu überzeugen. Der 32-Jährige aus Savièse rechnet sich gute Chancen aus. Er habe im ersten Wahlgang auch Stimmen aus dem CVP-Lager erhalten.
In der zweite Runde darf Reynard zudem auf Unterstützung der Freisinnigen zählen. FDP-Doyen und alt Bundesrat Pascal Couchepin (77) rief dazu auf, den SP-Mann zu unterstützen. Ihren eigenen Kandidaten, Philippe Nantermod, hat die Partei aus dem Rennen genommen. Sie unterstützt offiziell keinen anderen Kandidaten. Für wen sich die FDP-Wähler im zweiten Wahlgang entscheiden werden, bleibt offen.
Intakte CVP-Chancen
Trotz der starken Bedrängnis von links sind die Chancen für die CVP intakt, in der Stichwahl beide Ständeratssitze zu verteidigen. Die Wiederwahl des Bisherigen Beat Rieder (56) ist eigentlich sicher. Beim zweiten Sitz kommt es darauf an, für welchen Kandidaten sich die bürgerlichen Wähler entschliessen.
Auf den Schultern von Maret lastet viel Druck. Die Grossrätin aus Troistorrents zeigt sich aber überzeugt, dass ihr nach dem Rückzug Nantermods zahlreiche Stimmen aus dem freisinnigen Lager zufallen werden. «Diejenigen Wähler, die keinen SP-Ständerat wollen, müssen nun für mich wählen», sagte die 61-Jährige kürzlich in einem Interview.
Nur Männer in Bern
Auch die Frauenfrage dürfte am 3. November eine Rolle spielen. Wird Maret nicht gewählt, würde der Kanton Wallis eine reine Männerdelegation nach Bern schicken. Die Wählerinnen, die dies verhindern wollen, dürften deshalb eher auf die CVP-Kandidatin setzen (SDA/brb).