Er habe den schönsten Job der Welt – abgesehen vom Papst, findet Gerhard Pfister (56). Doch eines hat den CVP-Präsidenten an seiner Partei gestört: die Farbe. «Orange steht in meinen Augen für die 1970er-Jahre», sagt Pfister, der zugibt, «früher etwas Mühe» mit dem grellen Farbton gehabt zu haben.
Doch nun wird Abhilfe geschaffen. Jetzt gesellt sich nämlich eine neue Farbe zum angestaubten Orange: ein sattes Violett. Zum Wohlgefallen des Präsidenten: «Die CVP wird jetzt bunter», bestätigt Pfister die erweiterte Farbpalette seiner Partei.
Luzern setzt schon aufs lila Selbstvertrauen
Bereits im Einsatz ist das neue Violett bei der CVP Kanton Luzern, die am 31. März Regierungs- und Kantonsratswahlen zu bestehen hat. Als Pius Galliker (54), verantwortlich für das Design der Luzerner Wahlkampagne, die neue Farbe Ende Januar den kantonalen Delegierten vorstellte, kam er ins Schwärmen: «Lila ist eine warme, positive Farbe und ein guter Kontrast zum veralteten Orange.»
Entgegen kommt der Luzerner CVP, dass Violett in der Farbberatung auch empfohlen wird, um Selbstvertrauen und Individualität auszudrücken. Denn ihr neuer Wahl-Slogan heisst: «Die neue CVP. Wir bestimmen die Richtung.»
Die CVP will dynamischer werden – oder Busse tun
Die anderen CVP-Kantonalparteien werden nachziehen. Das CVP-Violett wird gesamtschweizerisch eingeführt – als Komplementärfarbe zum Orange, das die identifizierende Farbe der CVP bleibe, so Sprecherin Vera Tschan. Das Violett trage zur «Dynamik des Gesamtbildes» bei.
Mehr Dynamik wünscht sich die CVP also. Die kann sie bei den Wahlen gut gebrauchen. Ganz unproblematisch ist die Wahl allerdings nicht: In der Kirchenliturgie steht Violett für Busse. Sie wird in der katholischen Kirche seit bald 500 Jahren in der Advents- und Fastenzeit verwendet.
Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wofür büsst die CVP mit dem Violett? Für ihr angestammtes grelles Orange? Oder stellt man sich wie zur Fastenzeit doch auf magere Jahre mit weiteren Wählerverlusten ein?
Zur neuen Bundesrätin passt die Farbe
So ganz geheuer ist Pfister das Violett denn auch nicht. Der gläubige Katholik weiss um die «gefährliche» Verbindung, welche alle machen, die mit Lila in der Kirche und mit violetten Fastenopfer-Säckchen aufgewachsen sind. Also betont der Zuger Nationalrat: «Der Farbvorschlag kam von unserer Grafik-Agentur!»
Einen Vorteil aber hat die neue Farbe. Sie verweist auf die politische Frauenbewegung mit dem violetten Frauenstreiktag 1991 und ganz besonders auf die neue CVP-Bundesrätin Viola Amherd (56). Und ja, man darf der Partei wünschen, dass die Walliserin als erste Verteidigungsministerin der Schweiz etwas in Bewegung bringt – im VBS und an der Urne.