Er ist der erste Christdemokrat, der als Bundesratskandidat um den CVP-Sitz ins Rennen steigt. Doch schon kurz nach seiner Ankündigung muss Peter Hegglin (57) Kritik einstecken: Seine Formkurve falle steil nach unten, sagen Parlamentskollegen.
Als Zuger Finanzdirektor und vor allem als Präsident der Finanzdirektorenkonferenz verschaffte sich Hegglin zwar schweizweit ein sehr gutes Renommee, das ihn Ende Oktober 2015 ins Stöckli trug. Doch seither sei seine Leistung mässig, berichten Ständeratskollegen enttäuscht. Engagement zeige er nur in der Finanzkommission. In den anderen Kommissionen wie auch im Ständeratsplenum sei er blass geblieben.
Auf Whatsapp sagt er schon Ämtli ab
Während die einen monieren, dass es Hegglin an einer gewissen Demut fehle, kritisieren andere Unbedarftheit: Schon kurz nachdem er nach Bundesbern gewählt wurde, habe er signalisiert, Bundesrat werden zu wollen. Das gehöre sich nicht. Aus diesem Grund wird auch Hegglins neue Website kritisch beäugt: Die Adresse lautet peter-hegglin-in-den-bundesrat.ch.
Er tue schon so, als sei er gewählt. «Die Möglichkeitsform scheint ihm fremd», sagt ein Parlamentarier. «Er verschickt bereits Whatsapp-Nachrichten an seine ‹Weggefährten›, in denen er ankündigt, sich nach der Wahl nicht mehr für so viele Dinge engagieren zu können, sondern sich voll aufs neue Amt zu konzentrieren.» Dabei sei doch jedem klar, dass ein neu gewählter Bundesrat das Präsidium des Kaninchenzüchterverbands nicht mehr ausüben könne.
Der Anti-Hegglin
Genau das Gegenteil ist über Erich Ettlin (56) zu hören. Der Obwaldner Ständerat sitzt auch erst seit 2015 für die CVP in Bern. Zuvor war er in Bern unbekannt. Über die Parteigrenzen hinweg wird seine Arbeit im Rat inzwischen aber gelobt. Und wer im Parlament herumfragt, bekommt offen gesagt: «Meine Stimme hat Erich.» Ettlin gibt am Donnerstag bekannt, ob er kandidiert.
«Und wissen Sie», meint eine Parlamentarierin: «Ettlin hat sich anders als der Rest der CVP-Sicherheitspolitiker im Stöckli nicht von der Waffenlobby einseifen lassen. Hegglin schon.» Wenn es um die Nomination fürs CVP-Ticket gehe, würden vor allem die CVP-Nationalräte sich daran erinnern, dass Ettlin auf Parteilinie war, Hegglin nicht.
Kommen noch Fässler, Bischof oder Schneider-Schneiter
Noch ist unklar, wer bei der CVP sonst noch kandidieren möchte. Interesse wird dem Landammann Appenzell Innerrhodens und Nationalrat Daniel Fässler (58) nachgesagt und dem Solothurner Ständerat Pirmin Bischof (59). Auch Elisabeth Schneider-Schneiter (54) dürfte Ambitionen hegen.
Bei ihr könnte eine Rolle spielen, ob die Vize-Fraktionschefin Viola Amherd (56) antritt oder nicht. Amherd macht eine Kandidatur davon abhängig, ob die parteiinterne Prüfungskommission ihren Streitfall vor Gericht als problematisch einstuft oder nicht.
Zivilverfahren ist unproblematisch
Im Parlament ist die Meinung weitgehend gemacht: Das Zivilverfahren sei unproblematisch, ist man sich einig. Und weil es sich auch für die CVP nicht gut macht, ohne Frau auf dem Ticket in die Bundesratswahlen zu steigen, gilt Amherd weiterhin als gesetzt.
Hinter Amherd stellen sich SP und die Grünen. Auch die BDP signalisiert, geschlossen hinter der Frau zu stehen. Die GLP tut sich mit Postitionsbezügen schwer, doch auch hier ist Unterstützung herauszuhören. Macht bei Geschlossenheit 83 Stimmen. Wenn die CVP tatsächlich eine Frau wollte, könnte sie mit ihren 43 Stimmen den Sack zumachen in der Bundesversammlung – 126 Stimmen reichen.
Die CVP-Fraktion dürfte aber kaum geschlossen sein. Fragt sich also, wie viele CVP-Männer Amherd hinter sich scharen kann und wie viele freisinnige Frauen sich mit der Walliserin solidarisieren.
Zweier oder Dreierticket
Vielen in CVP und FDP gilt Amherd als zu links. Für die SVP ist sie sowieso ein rotes Tuch. Spielt die Frauensolidarität bei der Wahl vom 5. Dezember nicht, wird es Ettlin oder – wenn der nicht antritt – mangels Alternativen doch Hegglin. Oder Fässler, der am rechten Rand der CVP politisiert.
Die «Eingemitteten» dürften es aber einfacher haben, neben Amherd aufs Ticket zu kommen. Ein Zweiergespann Ettlin-Amherd sei nicht unwahrscheinlich, meinen CVPler. Um auch noch in der Ostschweiz zu punkten, wäre ein Dreierticket mit Fässler möglich.
In Hearings überzeugend
Letzterer steht politisch Parteipräsident Gerhard Pfister (56) nahe. Der Appenzeller politisiert zudem etwas weniger weit rechts als zu Beginn seiner Amtszeit als Nationalrat. Und der Landammann habe ein derart staatsmännisches Auftreten, dass er in den Hearings den einen oder anderen von sich überzeugen dürfte.
Aber eben, entscheiden werden über den Sitz der Christdemokraten am Schluss die Männer in der CVP und die Frauen in der FDP.
Am 5. Dezember wählt die Vereinigte Bundesversammlung die Nachfolger/innen für die zurückgetretenen Bundesräte Johann Schneider-Ammann und Doris Leuthard. Die Wahl verspricht Spannung pur, denn es geht um das wichtigste Amt der Eidgenossenschaft.
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