Italien öffnet seine Grenzen wieder. Ab 3. Juni ist die Einreise für Ausländerinnen und Ausländer wieder erlaubt. Zudem sollen dann Reisen zwischen den Regionen in Italien wieder erlaubt sein, wie die Regierung in Rom beschlossen hat.
Im Tessin ist die Reaktion auf den Entscheid zurückhaltend. «Im Moment ist die Lage noch unklar», betont der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi (43, Lega). Das Tessin habe keinen offiziellen Bescheid erhalten. Er begrüsse aber die Haltung der Schweiz, die Grenze vorerst nicht zu öffnen. «Schliesslich ist Italien von der Pandemie stark betroffen.»
Seines Wissens habe Italien bislang ohnehin nur Grenzöffnungen für EU-Bürger angekündigt, so Gobbi. Für Schweizerinnen und Schweizer ändert der Entscheid also nichts. «Wir müssen mit dem Bund schauen, wie die Lage zu beurteilen ist», sagt Gobbi. «Eine Frage ist, ob zusätzliche Massnahmen und Kontrollen an der Grenze nötig sein werden.»
Behörden im Gespräch
Auch das Schweizer Staatsekretariat für Migration (SEM) nimmt die Lockerung zur Kenntnis. Man sei mit den italienischen Behörden im Kontakt. Kommende Woche seien «wieder bilaterale Gespräche geplant, an denen wir mögliche Lockerungen an der Grenze diskutieren werden».
In der «Samstagsrundschau» von Radio SRF hat sich auch die zuständige Bundesrätin Karin Keller-Sutter (56, FDP) zum Thema geäussert. Man sei etwas überrascht von der Entscheidung. Laut Keller-Sutter ist die Schweiz nicht vorgängig informiert worden. Ob die Schweiz die Grenzen zu Italien auch wieder öffne, entscheide ihr Departement auch in enger Absprache mit dem Kanton Tessin.
Ob Schweizerinnen und Schweizer nun doch noch auf Italienferien hoffen können, ist offen. Für Normann Gobbi ist aber klar: «Solange die Infektionszahlen in Italien derart hoch sind, muss die Grenze geschlossen bleiben.»
Über 223'000 Corona-Infizierte in Italien
Die italienische Öffnung steht unter dem Vorbehalt, dass es die Infektionszahlen in einzelnen Regionen oder Staaten zulassen. In eine zweiwöchige Quarantäne müssen nach der Einreise nur diejenigen, die Kontakt mit Infizierten hatten oder selbst positiv getestet wurden.
Italien ist von der Covid-19-Lungenkrankheit so stark wie wenig andere Länder in der EU betroffen, bisher starben fast 32'000 Menschen. Insgesamt haben sich nach Angaben des Zivilschutzes mehr als 223'000 Menschen mit dem Virus angesteckt. Die Infektionszahlen gehen aber seit längerer Zeit zurück.
Derzeit ist eine Einreise nur in Ausnahmefällen möglich, darunter zum Beispiel für Italiener, die sich im Ausland aufhalten und in ihre Heimat zurückwollen, oder Ausländer, die ihren Wohnsitz in Italien haben.
Restaurants und Bars dürfen wieder öffnen
Neben den für 3. Juni vorgesehenen Grenzöffnungen sieht Italien schon ab Montag diverse weitere Lockerungen vor. So dürfen Friseure, Kosmetikstudios, Einzelhandel, Bars und Restaurants wieder öffnen. Allerdings nur mit strengen Abstandsregeln. Auch dürfen sich die Menschen dann ohne eine Selbstauskunft bewegen, aber nur innerhalb ihrer Region. (SDA/gbl)