Die neusten Corona-Zahlen geben Anlass zu leichter Hoffnung: Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 5980 neue Ansteckungen sowie 243 Spitaleinweisungen und 107 Todesfälle. Die Neuansteckungen gehen im Vergleich zu den letzten Tagen zurück.
Für das BAG ist die Verlangsamung aber noch kein Grund für eine Entwarnung. Man sei zwar «vorsichtig optimistisch», sagte Mr. Corona Stefan Kuster am Dienstag vor den Medien. «Es ist aber zu früh, von einer Trendwende zu sprechen.»
Auch wenn die Richtung stimme, müssten die Zahlen noch deutlich sinken, um die Spitäler zu entlasten. «Die Lage bleibt besorgniserregend», so Kuster. Und was die verschärften Corona-Massnahmen betrifft, meinte er: «Im Moment sind wir noch ein gutes Stück von Lockerungen entfernt.»
Der Basler Kantonsarzt Thomas Steffen ergänzte: «Wir müssen einsehen, dass die Bemühungen noch nicht ausreichen, um im Winter stabil zu sein.»
Viele Behinderte leiden unter Maskenpflicht
Und dies sind weitere wichtige Erkenntnisse aus der Medienkonferenz:
- Freie Spitalbetten: Zurzeit sind noch genügend freie Spitalbetten vorhanden. Stand Dienstagvormittag seien auf den Akutstationen 6637 Betten frei gewesen und auf den Intensivstationen 328 Betten, so Andreas Stettbacher vom Koordinierten Sanitätsdienst (KSD). Aktuell sind 3666 Covid-Patienten im Spital. Davon 3068 in Akutbetten, 130 in der Intensivbetreuung und 468 auf der Intensivstation. Was auffällt: Der Covid-Anteil auf Intensivstationen beträgt fast 60 Prozent. Die Armee will zudem dem Zahlen-Wirrwarr ein Ende setzen.
- Impfstrategie: Der Corona-Impfstoff der Pharmafirmen Biontech und Pfizer weckt in einer düsteren Zeit grosse Hoffnungen. Das solle die Schweiz aber nicht sorglos machen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie, warnte Samia Hurst, die Vizepräsidentin der wissenschaftlichen Taskforce. Es brauche noch viele Abklärungen rund um den Impfstoff. Was eine allfällige Corona-Impfstrategie betrifft, lässt sich BAG-Mann Kuster noch nicht in die Karten schauen. Das hänge von verschiedenen Faktoren wie etwa der Art des Impfstoffes, dessen Verfügbarkeit und Wirkung ab. Klar sei aber: «Die Risikogruppen und ihre Umgebung stehen im Hauptfokus einer Impfstrategie.»
- Behinderten-Benachteiligung: Das Maskentragen stellt für Menschen mit Behinderung eine besondere Einschränkung dar. Es komme immer wieder vor, dass Menschen mit Behinderungen aus einem Restaurant, Laden, einer Universität oder Schule verwiesen würden, wenn sie keine Maske tragen – trotz ärztlicher Bescheinigung, welche die Person von der Maskentragpflicht befreit, berichtete Urs Germann vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Es gebe Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine Maske tragen könnten. Germann appellierte daran, dass Menschen mit Behinderungen vor Benachteiligungen geschützt und das nötige Verständnis aufgebracht werden müsste.
- Homeoffice: Am Arbeitsplatz sind Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermassen verpflichtet, sich strikt an die Schutzmassnahmen im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu halten. Daran erinnerte Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Arbeitgeber müssten Homeoffice ermöglichen. Die Arbeit zu Hause verhindere schon einmal Ansteckungen auf dem Arbeitsweg und bei der Arbeit. Wo Homeoffice nicht möglich ist, müssen die notwendigen Massnahmen wie Trennwände, Maskentragen im Inneren, Lüften, Desinfizieren und die Hygieneregeln eingehalten werden.