Noch vor einer Woche vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 18 neue Corona-Fälle. Seither sind die Zahlen wieder gestiegen – auf bis zu 69 Fälle am Samstag. Am Montag wurden zwar nur noch 35 Fälle gemeldet, doch das hängt auch mit weniger Testkapazitäten am Wochenende zusammen.
Nach dem Superspreader-Debakel in Zürich und dem neuen Partyrückkehrer-Hotspot in Graubünden steigt die Nervosität bei den Behörden spürbar an. Bereits werden wieder Verschärfungsmassnahmen mit einer Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr oder strengeren Contact-Tracing-Massnahmen diskutiert.
Kritik an 1,5-Meter-Regel
Der Bevölkerung gehen die bisherigen Lockerungsmassnahmen zu rasch voran. So wünscht sich eine Mehrheit die Zwei-Meter-Regel zurück – statt der seit kurzem geltenden 1,5-Meter-Empfehlung. 74,2 Prozent der Bevölkerung finden zwei Meter in der aktuellen Situation nach wie vor eher bis sehr nötig. Das zeigt eine im Juni durchgeführte repräsentative Umfrage durch das Marktforschungsinstitut Marketagent Schweiz im Auftrag von Comparis.ch.
So wird die Abschaffung der Zwei-Meter-Distanzregel von allen Generationen und in allen Regionen der Schweiz gleichermassen mehrheitlich nicht gutgeheissen. «Das ist ein deutliches Signal», sagt Comparis-Experte Felix Schneuwly. «Doch indem der Bundesrat diese Grenze auf 1,5 Meter reduziert hat, setzt er die Menschen dem sozialen Druck aus, sich locker zu geben.»
Für Maskenpflicht im ÖV und im Supermarkt
73,8 Prozent wünschten sich auch eine Maskenpflicht in Transportmitteln des öffentlichen Verkehrs. Bei diesem Thema zeigt sich ein deutlicher Generationengraben. Die Befürwortungsquote liegt bei den über 60-Jährigen bei 82,5 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen halten 68,2 Prozent eine Maskenpflicht für nötig.
«Die Bundesbehörden haben zu lange kommuniziert, dass Masken nichts nützen», sagt Schneuwly dazu. «Mit der unverbindlichen Empfehlung, im öffentlichen Verkehr Masken zu tragen, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, werden darum offensichtlich zu wenige Leute überzeugt.»
Bezüglich einer Maskenpflicht im Einkaufsladen hingegen sind die Meinungen weniger klar. Doch eine Mehrheit von 55,5 Prozent hält sie auch in den Läden für nötig. Aber über 40 Prozent halten sie für überflüssig. Die Zustimmung ist im Tessin am grössten. Deutschschweizer und Romands sind deutlich kritischer.
Kaum Angst vor Ansteckungsgefahr
Weiter halten 76,6 Prozent der Befragten die Aufrechterhaltung des Verbots von Demonstrationen mit über 300 Teilnehmenden für eher nötig bis sehr nötig. Das gilt für alle Generationen, vor allem aber für die über 60-Jährigen mit einem Zustimmungsanteil von 80,3 Prozent.
Unter dem Strich sieht die Bevölkerung die Thematik derzeit gelassen. 84 Prozent glauben nicht, dass sie sich im kommenden Halbjahr mit dem Virus anstecken. Das macht hingegen Schneuwly Sorgen: «Der Glaube an die geringe Ansteckungsgefahr gepaart mit gelockerten Massnahmen kann sich als verheerend erweisen.» (rus/SDA)