Christoph Blocher zum Tod des Ex-UBS-Chefs
«Marcel Ospel war kein Geizkragen»

Sie kannten sich Jahrzehnte, geschäftlich, politisch und auch privat: Alt Bundesrat Christoph Blocher (79) und der verstorbene UBS-Banker Marcel Ospel (†70). Ein «geselliger Mensch», erinnert sich Blocher.
Publiziert: 27.04.2020 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2020 um 16:15 Uhr
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Kannten sich viele Jahre: Marcel Ospel (l.) und Christoph Blocher.
Foto: Dick Vredenbregt
Interview: Sermîn Faki

Herr Blocher, Sie haben den verstorbenen Marcel Ospel gut gekannt. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung?
Christoph Blocher:
Nein, aber das war noch zu seiner Zeit beim Bankverein. Ich habe ihn immer als tüchtigen und unkomplizierten Banker erlebt. Und nicht nur das: Er war auch ein sehr geselliger, lustiger Mensch. Ein Termin war ihm als Basler heilig: die Fasnacht. Die letzten zwei, drei Jahre hatten wir nicht mehr so viel Kontakt.

Je länger Ospels Karriere dauerte, desto lauter wurde die Kritik an ihm. Unkompliziert und lustig sind da nicht die Begriffe, die einem einfallen.
Die Bankenkrise hat ihn getroffen. Er nahm das persönlich sehr schwer. Denn er hatte eigentlich einen guten Job gemacht. Doch die Bank wurde zu gross und da hat er den Überblick über das US-Geschäft verloren. Er teilte dieses Schicksal mit allen Grossbanken – der CS, der Deutschen Bank und vielen anderen. Ich fand es damals falsch, dass man ihn zum Rücktritt gedrängt hat. Ich hätte ihn zum Bleiben angehalten und gesagt: Jetzt räum den Schlamassel wieder auf! Ich bin überzeugt, er hätte eine Lösung gefunden, um die UBS ohne Staatshilfe zu retten.

Auch ein anderes Unternehmen musste wegen Ospel gerettet werden: Die Swissair, die kein Geld mehr von der UBS bekam ...
Aber das war kein Fehler. Der Fehler war vielmehr, dass man der Swissair trotz gröbsten Management-Fehlern und Filz so lange Geld gegeben hat. Es war mutig von Ospel, das Swissair-Missmanagement zu beenden, das Drama Swissair wäre uferlos geworden.

Negative Schlagzeilen machte Ospel auch wegen seiner Millionen-Saläre. Da waren Sie ja sicher nicht auf seiner Seite – immerhin haben Sie sich für Thomas Minders Abzocker-Initiative engagiert.
Tatsächlich: Die Manager-Löhne gingen auf keine Kuhhaut. Aber klar, so lange Ospels UBS pro Jahr 10 Milliarden Franken Gewinn einfuhr, hat man ein Auge zugedrückt. Ich fand das immer falsch, dass angestellte Manager so viel Geld bekommen.

Haben Sie ihm das einmal gesagt?
Ja, natürlich. Und er wurde auch nicht hässig. Schliesslich hat er seinen Lohn und seine Boni ja nicht selbst bestimmt, sondern der Vergütungsausschuss, der Verwaltungsrat und die Generalversammlung haben dies so beschlossen. Warum sollte er das Geld nicht nehmen, wenn man es ihm gibt?

Wenn Sie nun an Herrn Ospel denken, welche seiner Eigenschaften kommt Ihnen in den Sinn?
Ein Autohändler hat mir mal erzählt, dass Ospel im Gegensatz zu anderen in seiner Vermögensklasse nicht gross gefeilscht hat, wenn er sich ein neues Auto kaufte. Marcel Ospel war kein Geizkragen.

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