Christian Levrat zittert um seinen Ständeratssitz
Setzt die SVP die SP schachmatt?

Die SP hat in den letzten Nationalratswahlen einige Sitze eingebüsst und nun muss sich auch noch der Parteichef Christian Levrat behaupten. Bei einem zweiten Wahlgang wird entschieden, ob Levrat weiterhin im Ständerat sitzt.
Publiziert: 05.11.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:18 Uhr
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Christian Levrat ist sich dem Ernst der Lage bewusst: «Ich bin gespannt», sagt er.
Foto: Peter Gerber
Von Nico Menzato und Christof Vuille

Die Sozialdemokratie ist im Jammertal: Bei den Nationalratswahlen gingen Sitze verloren, und das Parlament rutschte nach rechts. Fraktionschef Andy Tschümperlin wurde abgewählt. «Ihre» Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) tritt zurück.

Und jetzt könnte das Wahldebakel perfekt werden – ihr Parteichef persönlich muss um die Wiederwahl zittern. Christian Levrat muss sich in Freiburg am Sonntag im zweiten Ständeratswahlgang gegen SVP-Nationalrat Jean-François Rime oder CVP-Staatsrat Beat Vonlanthen durchsetzen. Schafft es der Berufspolitiker nicht, ist er arbeitslos. Denn ein SP-Präsident ohne Parlamentsmandat ist undenkbar.

Ein solcher SP-GAU ist möglich: Die SVP ist auch in Freiburg im Aufwind. Sie legte um 4,5 Prozentpunkte zu, kommt auf einen Wähleranteil von 25,9 Prozent. Damit überholte sie die SP als wählerstärkste Partei. Herausforderer Rime gelang zudem ein Glanzergebnis.

Der Gewerbeverbandspräsident ist ewiger Kandidat. 2007 und 2011 blieb er gegen den heutigen Bundesrat Alain Berset und den damaligen CVP-Fraktionschef Urs Schwaller chancenlos. Doch Levrat tritt als nationaler Parteichef pointierter auf und politisiert linker als sein Vorgänger Berset.

Das könnte ihn Stimmen aus der Mitte kosten. Das weiss Levrat – und konzentriert sich deshalb statt auf die anstehenden Bundesratswahlen auf seine eigene Karriere. Der passionierte Schachspieler sei in seinem Heimatkanton präsent wie nie zuvor, sagen Insider – ein Zeichen für seine Nervosität.

Gute Karten bei der Schlacht ums Stöckli hat CVP-Kandidat Vonlanthen. Der Staatsrat hat den Vorteil, dass er der einzige Deutschfreiburger ist. Denn traditionell geht der eine Sitz auf die Deutschschweizer, der andere auf die welsche Seite des Röstigrabens. Zudem ist er als Mittepolitiker in einer Majorzwahl für viele wählbar. Wen aber hätte er in Bern gerne an seiner Seite? «Der Mix aus CVP und Sozialdemokratie, aus Romandie und Deutschschweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten bewährt», sagt er ausweichend – und meint: Er bevorzugt Levrat vor Rime.

Der SVP-Kandidat  jedoch hat mit seiner vollen Kriegskasse in Inseraten für die ungeteilte bürgerliche Standesstimme geweibelt – also auch für Vonlanthen. Dieser Support stiess bei Vonlanthen auf wenig Gegenliebe. Was wiederum Rime zu einer Attacke auf Vonlanthen verleitete. «Sein Support für Levrat beweist leider, dass er absolut keine politische Linie hat», schrieb Rime gestern frustriert auf Facebook.

Der Kampf der Titanen in Freiburg – spannend und jetzt auch gehässig. Sicher ist einzig: Am Sonntagabend muss einer der drei getröstet werden. Mit Abstand am meisten zu verlieren hat SP-Chef Levrat – es geht um seine Existenz. Und um die Zukunft seiner Partei.

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