Die Berner FDP-Nationalrätin Christa Markwalder (40) hat das schwierigste Jahr ihrer politischen Karriere hinter sich. Am 30. November wird sie damit definitiv abschliessen können: Dann wählt der Nationalrat sie wohl zu seiner Präsidentin – das höchste Amt der Eidgenossenschaft.
Noch vor kurzem stand sie im Zentrum einer Lobbying-Affäre. Im Auftrag einer vermeintlichen kasachischen Oppositionspartei verfasste eine Mitarbeiterin der PR-Firma Burson-Marsteller eine Interpellation. Markwalder reichte die Anfrage 2013 ein und gab Informationen aus der Kommission an die Lobbyistin weiter. Diese leitete sie unverzüglich nach Kasachstan.
Als die NZZ den Vorgang publik machte, stand die erfolgsverwöhnte Bernerin plötzlich im Gegenwind. Während sie sich zu Beginn der Affäre für ihre mangelnde Vorsicht entschuldigte, will sie heute am liebsten gar nicht mehr darüber sprechen. «Die Medienblase» sei geplatzt, so Markwalder. Die Wähler hätten sie als Nationalrätin bestätigt, «wofür ich sehr dankbar bin. Jetzt freue ich mich, nach vorne zu schauen.»
Tatsächlich hat ihr die Affäre politisch kaum geschadet. Ihre Wahl zur Nationalratspräsidentin wird weder rechts noch links bestritten. Ratskollegen aber sagen, dass sie in dieser Zeit sehr gelitten habe.
Umso wichtiger ist ihr das kommende Jahr. Das frisch gewählte Parlament stehe vor enormen Herausforderungen, sagt Markwalder: Europapolitik, Altersvorsorge, Energiewende, Unternehmenssteuerreform. Dazu komme die grosse Flüchtlingswelle. Und die Gefahren, die ein globaler Terrorismus für die westliche Welt bedeutet: «Ich hoffe sehr, dass die Schweiz vor terroristischen Anschlägen, wie wir sie leider gerade wieder in Paris gesehen haben, verschont bleibt!»
«Im Sommer habe ich mit ihr gelitten. Die mediale Kritik habe ich als unverhältnismässig hart empfunden. Auch wenn wir zum Teil unterschiedliche politische Meinungen vertreten, bin ich überzeugt, dass sie eine hervorragende Nationalratspräsisidentin wird.»
Ruedi Lustenberger (65, CVP) präsidierte 2014 den Nationalrat.
«Im Sommer habe ich mit ihr gelitten. Die mediale Kritik habe ich als unverhältnismässig hart empfunden. Auch wenn wir zum Teil unterschiedliche politische Meinungen vertreten, bin ich überzeugt, dass sie eine hervorragende Nationalratspräsisidentin wird.»
Ruedi Lustenberger (65, CVP) präsidierte 2014 den Nationalrat.