Christa Markwalder (41) zieht ihre Washington-Bilanz
«Ich habe keinen einzigen Trump-Fan getroffen»

Die FDP-Nationalrätin besuchte die USA. Ihre Bilanz nach 100 Tagen Trump: chaotische Zustände.
Publiziert: 30.04.2017 um 17:34 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:20 Uhr
1/4
Christa Markwalder war letzte Woche in Washington unterwegs.
Foto: ZVG
Interview: Fabian Eberhard

Als Präsidentin der Parlamentariergruppe Schweiz-USA reisen Sie jedes Jahr nach Washington. Was für ein Land haben Sie diesmal angetroffen?
Christa Markwalder: Ein verändertes. Politisch funktioniert vieles noch nicht so, wie es sollte.

Das neue Trump-Amerika.
Ja, Trump muss zuerst noch in sein Amt finden. Er führt das Land chaotisch.

Waren Sie im Weissen Haus?
Nein. Aber im Parlament. Wir haben mit Kongressabgeordneten geredet. Und wissen Sie was? Wir haben keinen einzigen Trump-Fan angetroffen! Selbst Republikaner äusserten sich kritisch.

Kein Wunder. Trump schiesst seit Jahren gegen das Polit-Establishment.
Das Hauptproblem ist, dass niemand weiss, was als Nächstes kommt. Er handelt völlig unberechenbar.

Und ist so unbeliebt wie kein anderer Präsident seit 1945.
Das liegt wohl daran, dass er trotz vieler Dekrete seine Wahlversprechen noch nicht einlösen konnte.

Trump selber sieht das anders. Er rühmt seine Amtszeit bereits jetzt als «historisch».
Historisch ist, dass die USA noch nie einen solch chaotischen und unberechenbaren Präsidenten hatten.

Sie haben Trump bereits vor seiner Wahl kritisiert. Haben sich Ihre Befürchtungen also bestätigt?
Am meisten Sorgen machten mir seine wirtschaftlichen Abschottungspläne. Sie gefährden die guten Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA. Immerhin haben uns Wirtschaftsvertreter in Washington versichert, dass die neue Regierung weiterhin an ausländischen Investitionen interessiert ist.

Gleichzeitig droht Trump unverfroren mit Krieg. Letzte Woche warnte er vor einem «grossen, grossen Konflikt» mit Nordkorea.
Das ist das Gefährlichste am neuen US-Präsidenten. Er ist unberechenbar wie kein anderer vor ihm.

Einem Teil der Amerikaner scheint genau das zu gefallen. Trauern Sie persönlich Hillary Clinton nach?
Sie hätte einen besseren Job gemacht. Doch der amerikanische Optimismus wirkt ansteckend: immer nach vorne schauen

Das tönt mehr nach Zweckoptimismus.
Das stimmt vielleicht ein Stück weit. Aber bis jetzt funktioniert das amerikanische System. Kongress und Gerichte binden Trump wo nötig erfolgreich zurück.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?