Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in der Schweiz. Über 10'000 Menschen sterben jedes Jahr daran – die meisten, weil sie nicht schnell genug Hilfe bekommen. Wer nicht in einem Krankenhaus oder einer anderen medizinischen Einrichtung zusammenbricht, hat nur eine Überlebenschance von drei bis acht Prozent. Denn mit jeder Minute, in der nicht gehandelt wird, steigt das Risiko, zu sterben, um zehn Prozent.
Weltweit einzigartiges Pilotprojekt
Weil Ambulanzen häufig nicht schnell genug am Ort des Geschehens sind, trug der Freiburger Taxiunternehmer Christoph Wieland (33) schon länger eine Idee mit sich herum: Taxis sind immer unterwegs – sie könnten doch zu Lebensrettern werden!
Nach fünf Jahren Überzeugungsarbeit ist es nun so weit: An diesem Samstag, dem Weltherztag, startet ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt. In den Städten Bern, Freiburg, Murten und Bulle wurden insgesamt 100 Chauffeure zu Ersthelfern ausgebildet. 30 Taxis wurden mit Defibrillatoren ausgestattet und in die Alarmierungskette der Notrufzentralen integriert.
Notruf weiterhin auf 144
Das heisst: Geht auf 144 ein Notruf ein und die Sanitäter vermuten ein Herzereignis, werden nicht nur die Ambulanzen informiert, sondern auch die mit Defibrillatoren ausgerüsteten Taxis. Ist ein Taxi näher am Einsatzort als der Rettungswagen, rast es zum Patienten und leitet dort die ersten Rettungsmassnahmen ein, bis dann auch der Notarzt vor Ort ist.
«Wir können dadurch Leben retten, denn wir sind 24 Stunden im Einsatz», sagt Wieland zu BLICK. Nur: Was, wenn ein Taxi einen Notruf bekommt, aber gerade einen Fahrgast hat? Sagt der Chauffeur dann: «Äxgüsi, ich muss schnell ein Leben retten – wir machen einen kleinen Umweg»? Wieland, der auch Präsident von Taxisuisse ist, lacht: «Auch das kann passieren. Aber wer würde da schon Nein sagen?» In den meisten Fällen käme aber ein Chauffeur zum Einsatz, der gerade auf Kunden warte. «Unsere Chauffeure stehen oft an sehr zentralen Standorten, die Wartezeiten sind oft sehr lang. Das sind ideale Voraussetzungen.»
Amstutz: Eine gute Sache
Zwei Jahre soll der Pilotversuch dauern. Die Kosten von 100'000 Franken teilen sich die beteiligten Taxibetriebe, die Lieferanten der Defibrillatoren und der Nutzfahrzeugverband Astag. Weil es eine gute Sache sei, wie Präsident und SVP-Nationalrat Adrian Amstutz (64) sagt: «Das Projekt kann und wird wahrscheinlich Leben retten.»
Wie sinnvoll ein dichtes Netz an Ersthelfern und Defibrillatoren ist, zeigt das Beispiel Tessin: Dort beträgt die Überlebenschance nicht zwischen drei und acht, sondern ganze 38 Prozent! Wieland will das Projekt daher am liebsten auf die ganze Schweiz ausdehnen. Das nötige Geld soll mit einer Spendengala Ende Oktober zusammenkommen.