Chantal Galladé mit ihrer 11-jährigen Tochter im Flüchtlingslager
Sie will keine blutigen Tränen mehr sehen

SP-Nationalrätin Chantal Galladé hilft mit ihrer Tochter Flüchtlingen in Griechenland. Das Schicksal der neunmonatigen Sina hat sie zu einer Sammelaktion bewogen.
Publiziert: 01.08.2016 um 18:32 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:12 Uhr
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SP-Nationalrätin Chantal Galladé versucht die kranke Sina aufzupäppeln. Doch kurze Zeit später hat sie wieder so hoch Fieber, dass die Helfer sie ins Spital bringen müssen.
Foto: zvg
Joël Widmer

Während andere eine 1.-August-Rede halten, macht sich die Winterthurer SP-Nationalrätin Chantal Galladé (43) heute in einem Flüchtlingslager in Griechenland vor Ort ein Bild über die Situation. Wie schon andere Politiker vor ihr hilft Galladé mit bei der Hilfsorganisation Schwizerchrüz.ch, welche der Berner Michael Räber vor gut einem Jahr ins Leben gerufen hat.

Doch bei Galladé ist der Hilfseinsatz gleich ein Familienprojekt. Mit dabei ist ihre 11-jährige Tochter.

«Die Flüchtlinge leben hier unter widrigen Bedingungen», sagt Galladé. Die Unsicherheit sei gross, weil niemand wisse, ob und wann man einen Asylantrag stellen könne. Zudem sei die medizinische Versorgung sehr schlecht.

Im Flüchtlingscamp Frakapor etwa traf Galladé auf ein krankes 9 Monate altes Mädchen. Es ist genau gleich alt wie ihre jüngere Tochter. Das Schicksal von Sina, wie sie das Mädchen nennt, hat Galladé sehr aufgewühlt und dazu bewegt, eine Spendenaktion zu starten.

Ein kurzes Leben lang nichts als die Flucht erlebt

Das Kind habe in ihrem kurzen Leben nur Flucht, die gefährliche Fahrt übers Meer und Flüchtlingscamps erlebt, erzählt Galladé. Der Vater des Mädchens sei vor den Augen der Mutter vom IS geköpft worden.

«Sina hatte sehr hohes Fieber, Durchfall, zugeschwollene und entzündete Augen, aus denen sogar Blut in ihre Tränen floss», sagt Galladé. Mittlerweile habe sie das Mädchen mit anderen Helfern auf Kosten von Schwizerchrüz.ch in ein Spital gebracht.

Weder die dürftigen Medikamente noch Essigwickel hätten die Fieberschübe gestoppt. «Als ich sie gestern im Zelt, am Boden, bei 40 Grad Aussen- und Körpertemperatur, von Insekten zerstochen und mit Fliegen bedeckt liegen sah, die Augen so rot und zugeschwollenen, dass sie nichts mehr sehen konnte, da wusste ich: Sie überlebt das hier wahrscheinlich nicht.»

Sie hatte Angst, dass das Mädchen im Lager stirbt. SP-Nationalrätin Chantal Galladé bringt mit anderen Helfern das Kind vom Flüchtlingscamp in ein Spital.
Foto: zvg

Das syrische Mädchen ist zunächst für eine Woche im Spital untergebracht. Für sie und weitere Patienten unter den Flüchtlingen sammeln Galladé und die Organisation Schwizerchrüz.ch jetzt Geld für einen medizinischen Fonds.

Die Arbeit im Flüchtlingscamp sei eine sehr wichtige Erfahrung für Sie und Ihre 11-jährige Tochter, die in den fünf Tagen mit dabei ist, resumiert Galladé. Die Tochter packe mit an, versuche, mit dem Handy bei Übersetzungen zu helfen. Und sie habe gesagt: «Wenn man in der Schweiz leben darf, muss man so etwas gesehen haben und auch mithelfen.»
 

Spenden für den Medizinischen Fonds von Swisscross.help: IBAN: CH 11 0840 1000 0592 3559 4 / Migrosbank , 8010 Zürich Mülligen / Rahel Räber, Effingerstrasse 17, 3629 Kiesen / Clearing- Nr: 8401 / Stichwort: Chantal Galladé

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