Es ist eine der wenigen frohen Botschaften aus Afghanistan: Die Schweiz hat ihre Evakuierungs-Aktion grösstenteils abgeschlossen. Alle lokalen Mitarbeitenden des Bundes sowie ihre Familien hätten Kabul verlassen können oder befänden sich aktuell im sicheren Bereich des Flughafens, erklärte Aussenminister Ignazio Cassis (60, FDP) am Dienstag.
Insgesamt konnte die Schweiz seit der Machtübernahme der Taliban 292 Personen mit einem Schweiz-Bezug aus Afghanistan retten. 66 Personen befinden sich noch im Flughafen in Kabul und sollen demnächst weiter in die usbekische Hauptstadt Taschkent geflogen werden. «Ich bin erleichtert und möchte mich bei allen bedanken, die das möglich gemacht haben», sagte Bundesrat Cassis.
Dank an Deutschland
Im Moment sei kein weiterer Charterflug aus der Schweiz geplant. Dies, obwohl sich laut Angaben der Behörden nach wie vor 15 Schweizerinnen und Schweizer in Afghanistan aufhalten. «Trotz den teils chaotischen Umständen am Flughafen von Kabul gehen wir davon aus, dass jene Personen, welche sich in den letzten fünf Tagen um eine Ausreise bemüht haben, es in den Flughafen Kabul und auf einen Evakuationsflug geschafft haben», sagte Cassis.
Krisen-Manager Hans-Peter Lenz (63) sagte, man stehe mit den Schweizern vor Ort in Kontakt. «Sie sind informiert worden, dass eine Ausreisemöglichkeit besteht. Aber sie wollten oder konnten sich nicht zum Flughafen begeben.» Insgesamt sei wohl die Hälfte der rund 30 Schweizerinnen und Schweizer inzwischen aus Afghanistan heimgekehrt.
Cassis betonte, dass die Evakuierungs-Aktion ohne die enge Zusammenarbeit mit Partnerländern nicht möglich gewesen wäre. «Allen voran Deutschland und Aussenminister Heiko Maas möchte ich für die Unterstützung bei den Evakuierungsflügen herzlich danken.» Weitere wichtige Partner seien die USA und Usbekistan gewesen.
Afghanen erhalten hier Asyl
Bei 141 Geretteten handelt es sich um lokales Personal des Bundes und deren Familien. Sie landeten in der Nacht auf Dienstag am Flughafen in Zürich. Man habe bei den Einreisenden einen Corona-Test durchgeführt und ihre Papiere kontrolliert, erklärte Migrationschef Mario Gattiker (64). Da die Menschen in Kabul für den Bund gearbeitet hätten, habe man sie bereits zu einem früheren Zeitpunkt einer eingehenden Sicherheitsprüfung unterzogen.
Die Afghaninnen und Afghanen erhalten nun in der Schweiz Asyl. Da sie im Rahmen des Uno-Resettlement-Programms aufgenommen werden, müssen sie kein ordentliches Asylverfahren durchlaufen. «Es ist ein rascher und unbürokratischer Weg, die Menschen in der Schweiz zu integrieren», sagte Gattiker.
Bundesrat will mit Geld helfen
In Afghanistan ist die Lage derweil immer noch prekär. Die Schweiz prüfe derzeit mehrere Gesuche von internationalen Organisationen, um finanzielle Unterstützung zu leisten, sagte Cassis. Entscheide sollen in den nächsten Tagen fallen. Bereits beschlossen hat der Bundesrat, dass er – anders als etwa Grossbritannien – vorerst keine grösseren Flüchtlingsgruppen aus Afghanistan aufnehmen will.
Afghanistan-PK vom 24. August 2021