Cassis im Interview
«Schweiz ist an Wohlstand und Sicherheit gewöhnt»

Bundesrat Ignazio Cassis hat sich über die aktuellen geopolitischen Herausforderungen und die Rolle der Schweiz darin geäussert. Hierzulande werde der Weltlage wohl noch nicht genügend Rechnung getragen, sagte der Aussenminister im Gespräch mit den Tamedia-Zeitungen.
Publiziert: 30.12.2024 um 07:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2024 um 10:40 Uhr
Bundesrat Ignazio Cassis bezeichnet die Schweiz im Gespräch mit den Tamedia-Zeitungen als «Teil einer europäischen Schicksalsgemeinschaft». (Archivbild)
Foto: ANTHONY ANEX
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SDASchweizerische Depeschenagentur

«Ich glaube, wir haben uns in der Schweiz über viele Jahrzehnte an unseren Wohlstand und unsere Sicherheit gewöhnt. Wir glauben, dass sie fast gottgegeben sind.» Es sei für die Schweiz eine «strategische Notwendigkeit», mit den Nachbarn eine stabile Beziehung zu haben, sagte er hinsichtlich des Vertragspakets mit der EU. Er hob hervor, dass wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Verbindungen mit Europa eng verwoben seien.

Mit Blick auf die anhaltenden Konflikte wie den Krieg in der Ukraine und die Eskalation im Nahen Osten sprach Cassis von einem «Ring of Fire», der Europa umgebe. «Die Schweiz liegt in der Mitte des Kontinents – wir sind Teil der europäischen Schicksalsgemeinschaft», sagte Cassis weiter. 

Das macht Cassis Sorgen

Zugleich zeigte er sich besorgt über die Schwächung des Multilateralismus und die Rückkehr nationalstaatlichem Denken: «Wir kommen wieder in eine Logik von ‹America first, Europe first, Switzerland first›», sagte Cassis. Dies führe zu einem verstärkten Machtstreben der Grossmächte, das auch mit Gewalt ausgetragen werde. «Eine neue Weltordnung ist in Entstehung, aber wir wissen nicht, wie sie aussehen wird.»

Auf die Frage, ob die Schweiz mittelfristig noch stärker aufrüsten müsse, räumte Cassis ein, dass der weltweite Trend in diese Richtung gehe. Im Bundesbudget 2025 ist bereits eine Erhöhung der Mittel für die Armee um 530 Millionen Franken vorgesehen. Im Gegenzug werden andere Ausgaben, etwa in der Auslandshilfe, um 110 Millionen Franken gekürzt.

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