Die Parlamentswahl fordern ihre Opfer: Insgesamt 29 Nationalräte und drei Ständeräte wurden abgewählt. Nur gerade vier Frauen mussten dabei über die Klinge springen.
Der Frauenstreik machte die Urnengänge zur Damenwahl. 80 Frauen sitzen nun im 200-köpfigen Nationalrat – mit 40 Prozent ist ihr Anteil so hoch wie nie zuvor. Einen Frauenrekord verzeichnet auch der Ständerat mit derzeit elf Frauen – und nächsten Sonntag kommt im Baselbiet eine weitere hinzu. Der Frauenanteil im 46 Mandate zählenden Ständerat beträgt dann 26 Prozent.
Zwei CVP-Ständeräte müssen Platz machen
Doch das Frauenhoch kostet mehreren Männern den Kopf. Prominentestes Opfer unter dem demokratischen Fallbeil: Der bisherige CVP-Fraktionschef und Ständerat Filippo Lombardi (63) fliegt nach 20 Jahren aus dem Stöckli. Die neugewählte SP-Ständerätin Marina Carobbio Guscetti (53) schlug ihn mit einem hauchdünnen Vorsprung von 45 Stimmen.
Fast ebenso knapp musste sich der Freiburger CVP-Ständerat Beat Vonlanthen (62) geschlagen geben. Seine FDP-Herausfordererin Johanna Gapany (31) knöpfte ihm sein Mandat mit einem Plus von 138 Stimmen ab.
Damenwahl kippt SP-Männer
Während im Ständerat zwei Männer einer Frau Platz machen mussten, sind es im Nationalrat drei. Vor allem in der SP setzte sich die Frauenpower durch.
In Zürich muss Martin Naef (49) nach acht Jahren die Koffer packen. Der Co-Präsident der Neuen Europäischen Bewegung verliert seinen Sitz an die Politologin Céline Widmer (41). Nur gerade 255 Stimmen machten den Unterschied. Widmer hat aber gleich zwei Bisherige hinter sich gelassen – so auch SP-Mann Thomas Hardegger (63).
Für den Solothurner Philipp Hadorn (52) ist das Abenteuer Bundesbern nach acht Jahren ebenfalls vorbei. Schon vor vier Jahren war ihm Kantonalpräsidentin Franziska Roth (53) dicht auf den Fersen. Dieses Mal setzte sich die Genossin aber deutlich vor den Genossen.
SVP-Friedli holt den Sitz
Im bürgerlichen Lager trifft die Frauenwahl nicht nur zwei CVP-Ständeräte, sondern auch einen SVP-Nationalrat. In St. Gallen schnappte Esther Friedli (42), die Lebenspartnerin des früheren SVP-Chefs Toni Brunner (45), dem Bisherigen Thomas Müller (66) den Sitz vor der Nase weg. Der Gemeindepräsident von Rorschach SG politisierte früher wie Friedli in der CVP – jetzt fliegt er nach 13 Jahren aus der grossen Kammer.
Den Kopf in letzter Minute aus der Schlinge ziehen konnte hingegen der Waadtländer FDP-Nationalrat Laurent Wehrli (54). Am 20. Oktober zählte er zu den Abgewählten, da FDP-Regierungsrätin Jacqueline de Quattro (59) einen freisinnigen Sitz machte und sich vor Wehrli setzte. Doch dank der Wiederwahl von Olivier Français (64) in den Ständerat, rutscht der Stadtpräsident von Montreux nun wieder in den Nationalrat nach.