Burkhalter-Nachfolge: Wirds doch knapp?
Moret-Cassis wird zur Links-Rechts-Frage

Nun kandidiert auch Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle Moret um die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter. Mit dem Frauenbonus könnte sie Kronfavorit Ignazio Cassis gefährlich werden.
Publiziert: 06.08.2017 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 13:20 Uhr
Ignazio Cassis und Isabelle Moret haben im Rennen um die Burkhalter-Nachfolge die besten Karten.
Foto: ALESSANDRO DELLA VALLE
Ruedi Studer

Das freisinnige Kandidatenfeld für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter (57) nimmt Konturen an: Am Samstag kündigte auch FDP-Nationalrätin Isabelle Moret (46, VD) ihre Kandidatur an. Damit gesellt sie sich zu den bisherigen Anwärtern mit FDP-Fraktionschef Ignazio Cassis (56, TI), Staatsrat Pierre Maudet (39, GE) sowie Staatsrätin Jacqueline de Quattro (57, VD). Wobei de Quattro sich zugunsten Morets zurückziehen dürfte. Noch offen ist, ob FDP-Nationalrat Jacques Bourgeois (59, FR) ins Rennen steigt.

Cassis punktet bei den Rechten

Bis am Freitag müssen die Kantonalparteien ihre Nominationen nach Bern melden. Die Ausgangslage ist aber klar: Kronfavorit für die Burkhalter-Nachfolge bleibt Cassis. Er kann insbesondere bei den Rechten punkten. «Cassis ist bürgerlicher als Moret», sagt SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner (63, AG). «Eine bürgerliche Frau wäre mir am liebsten, aber Moret ist linksliberal.»

In seiner Partei sieht Giezendanner die Sympathien mehrheitlich bei Cassis angesiedelt. Ändern könnte sich das aber, wenn de Quattro an ihrer Kandidatur festhält und es aufs FDP-Ticket schafft. «Dann ist sie die Favoritin in der SVP», meint Giezendanner. Dass sie bei den Regierungsratswahlen in der Waadt mit der SVP ein Päckli gemacht habe, habe man nicht vergessen, erklärt der SVPler.

Giezendanner sieht Cassis auch in der FDP und in der CVP vorn. CVP-Nationalrat Martin Candinas (36, GR) schätz das ähnlich ein: «Das Rennen wird sich wohl zwischen Cassis und Moret entscheiden. Beide sind fähig und wählbar, doch die regionale Herkunft dürfte in unserer Partei stärker gewichtet werden», meint Candinas. «Nach 19 Jahren ist das Tessin wieder an der Reihe. Als Rätoromane und Bündner bin ich für Cassis.»

Foto: Si

Geschlossen wird die CVP aber kaum für Cassis stimmen. «Insbesondere die Frauen werden wohl eher eine Frau unterstützen», meint CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann (58, LU). «Die CVP dürfte ziemlich gespalten sein – auch wenn Cassis sicher vom Tessiner Bonus profitiert.»

Links-Grün liebäugelt mit Moret

Im links-grünen Lager hingegen kann vor allem Moret auf Support zählen. «Die Frauenfrage ist für uns zentral. Morets Kandidatur ist deshalb gut», sagt Grünen-Präsidentin Regula Rytz (55, BE). «Ich persönlich werde in der Fraktion für die Unterstützung einer Frau plädieren.»

DARF NICHT MEHR VERWENDET WERDEN
Foto: EQ Images

Die Frauen seien lange vor den Tessinern die am meisten untervertretene Bevölkerungsgruppe im Bundesrat, so Rytz. «Wenn das Tessin weiterhin auf einen Sitz warten muss, liegt die Schuld bei der Tessiner FDP, die es verpasst hat, mit Laura Sadis eine qualifizierte Frau zu nominieren.»

Auch in der SP hat Moret die besseren Karten als Cassis. Als Curafutura-Präsident und Krankenkassen-Lobbyist stösst er bei den Genossen auf Skepsis. «Zudem geniesst die Frauenfrage auch in unserer Fraktion grosses Gewicht», sagt SP-Nationalrätin Silvia Schenker (63, BS). «Mit Moret erhalten wir eine ernsthafte Möglichkeit, jemand anders als Cassis zu unterstützen. Mit einer Frau rückt der Tessiner Anspruch in den Hintergrund.»

Doch auch für Schenker ist aus heutiger Sicht klar: «Im Parlament hat Cassis die Nase derzeit noch vorn.»

Maudet als grosser Unbekannter

Grosser Unbekannter bleibt Pierre Maudet. Viele kennen ihn als Nicht-Bundesparlamentarier zu wenig. Wird er von der FDP-Fraktion offiziell nominiert, dann muss er bei den Anhörungen in den andern Fraktionen punkten.

Isabelle Moret

Lausanne – Die Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle ­Moret (46) will Bundesrätin werden. Ihre Kandidatur lancierte sie am Samstag via Westschweizer Fernsehen RTS.

Dass sie eine Frau sei, sei zweitrangig, so Moret, auch wenn sie vielleicht eine andere Lebenserfahrung in die Regierung­ einbringen könne. Entscheidend seien die Eigenschaften, die ­Kompetenzen sowie die Dialog- und Kompromissfähigkeit ­innerhalb der Regierung und mit dem Parlament.

Würde Moret gewählt, hätte der Kanton Waadt mit Guy Parmelin gleich zwei Vertreter im Bundesrat. Wenn es zwei kompetente Personen seien, warum nicht?, sagt Moret dazu. Es hätten auch schon zwei Zürcher und zwei Berner gleichzeitig in der Landesregierung politisiert.

Moret ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern im Alter von elf und sieben Jahren. Moret lebt von ihrem Mann getrennt.

FDP-Nationalrätin Isabelle ­Moret (46) will Bundesrätin werden.
FDP-Nationalrätin Isabelle ­Moret (46) will Bundesrätin werden.
ANTHONY ANEX

Lausanne – Die Waadtländer FDP-Nationalrätin Isabelle ­Moret (46) will Bundesrätin werden. Ihre Kandidatur lancierte sie am Samstag via Westschweizer Fernsehen RTS.

Dass sie eine Frau sei, sei zweitrangig, so Moret, auch wenn sie vielleicht eine andere Lebenserfahrung in die Regierung­ einbringen könne. Entscheidend seien die Eigenschaften, die ­Kompetenzen sowie die Dialog- und Kompromissfähigkeit ­innerhalb der Regierung und mit dem Parlament.

Würde Moret gewählt, hätte der Kanton Waadt mit Guy Parmelin gleich zwei Vertreter im Bundesrat. Wenn es zwei kompetente Personen seien, warum nicht?, sagt Moret dazu. Es hätten auch schon zwei Zürcher und zwei Berner gleichzeitig in der Landesregierung politisiert.

Moret ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern im Alter von elf und sieben Jahren. Moret lebt von ihrem Mann getrennt.

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