Italienisch verstehe er gut, vor allem dank seines Militärdienstes im Tessin, doch an seiner mündlichen Ausdrucksfähigkeit wolle er noch feilen. Zudem bemühe sich der Zuger Regierungsrat, seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Dieser sei in der Bevölkerung auf jeden Fall gestiegen, entscheidend für ihn sei jedoch, dass ihn die Parlamentarierinnen und Parlamentarier besser kennenlernen würden.
Auch privat wolle sich der Mitte-Politiker öffnen. Bislang habe er seine Familie nicht öffentlich präsentiert. «Ich will aber auch diesen Teil meines Lebens zeigen, denn ich will als Mensch greifbar sein», sagte er der «Schweiz am Wochenende». Vor einem zu starken Eingriff in sein Privatleben wolle er seine Familie jedoch bewahren.
Seine Töchter haben zwei Väter
Pfister lebt in einer Patchworkfamilie mit vier Kindern und einer brasilianischen Ehefrau. «Für meine beiden älteren Töchter ist es normal, dass sie zwei Väter haben. Und für mich war immer klar, dass ich ihr Vater bin», sagte der 61-Jährige. Er habe seine Kinder aktiv begleitet, etwa bei Schulaufgaben und Vereinsaktivitäten, während seine Frau andere Aufgaben übernommen habe. Als die älteren Kinder in der Pubertät und die jüngeren im Kleinkindalter gewesen seien, sei er noch nicht in der Regierung gewesen - das sei ihm entgegengekommen.
Zusammen mit dem St. Galler Nationalrat und Bauernverbandspräsidenten Markus Ritter ist Martin Pfister am Freitag offiziell durch die Mitte-Fraktion als Bundesratskandidat nominiert worden. Die Fraktion hat beide Kandidaten angehört und der Vereinigten Bundesversammlung im Anschluss sowohl Ritter als auch Pfister einstimmig zur Wahl empfohlen.
Pfister punktet als Exekutivpolitiker
Beobachter sehen derzeit Ritter im Vorteil im Bundesratsrennen – insbesondere, weil er seit Jahren in Bundesbern präsent sei und als wohl bekanntester Bauernlobbyist viele politische Erfolge auf nationaler Ebene feiern konnte.
Pfisters Chancen seien dennoch intakt. Er könne mit seiner jahrelangen Erfahrung als Exekutivpolitiker punkten und bringe als Offizier viel militärisches Wissen mit. Es wird erwartet, dass der freiwerdende Bundesratssitz nach dem Abgang von Viola Amherd im Verteidigungsdepartement bleibt, eine endgültige Entscheidung trifft jedoch der Gesamtbundesrat.