Trotz Linkskurs hat die Walliser CVP-Frau gute Chancen für den Bundesrat
Amherd steht Pfister doppelt im Weg

Für CVP-Chef Gerhard Pfister wäre es das Traumszenario: Der Zuger Ständerat Peter Hegglin wird in den Bundesrat gewählt – und Pfister selbst könnte dessen Sitz im Stöckli erben. Doch Viola Amherd könnte den Traum platzen lassen.
Publiziert: 26.10.2018 um 02:10 Uhr
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Aktualisiert: 26.10.2018 um 15:06 Uhr
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CVP-Chef Gerhard Pfister sitzt seit 2003 für den Kanton Zug im Nationalrat. Wird Ständerat Peter Hegglin in den Bundesrat gewählt, könnte Pfister seine Nachfolge im Stöckli antreten.
Foto: Keystone
Andrea Willimann und Ruedi Studer

Es sind bittere Tage für CVP-Chef Gerhard Pfister (56). Rund sechs Wochen vor den Bundesratswahlen ist er gefangen in seiner Funktion als Präsident der Partei und jener in der Findungskommission. Auch wenn ihn sehr viele in der Landesregierung sehen, der Weg scheint ihm verbaut. Eine Perspektive aber hat der Zuger, der seit 15 Jahren im Nationalrat sitzt: Er könnte in den Ständerat wechseln.

Pfisters Wunschszenario

Diesen Wunsch trägt Pfister sogar auf der Zunge: BLICK weiss, dass er sich vergangenes Wochenende, als die CVP Schweiz sich in Luzern zur Delegiertenversammlung traf, entsprechend geäussert hat. Er soll ein CVP-Bundesratsticket mit der Walliser Nationalrätin Viola Amherd (56) und dem Zuger Ständerat Peter Hegglin (57) bevorzugen.

Seine Hoffnung: Amherd ist der Bundesversammlung zu links positioniert, so dass diese Hegglin wählt und letzterer seinen Zuger Ständeratssitz für ihn frei macht! 

Ob diese Strategie für Möchtegern-Ständerat Pfister aufgeht?

Amherd ist Pfister nämlich gleich doppelt im Weg. Mit ihr steht eine valable Kandidatin parat, die den Hinterzimmer-Diskussionen um eine Last-Minute-Bundesratskandidatur Pfisters einen Dämpfer versetzt. Und schafft sie den Sprung in die Landesregierung, platzen auch Pfisters Ständerats-Träume.

Amherd punktet bei Frauen und Berglern

Amherd hat durchaus Chancen, kann sie doch auf einige Bonuspunkte zählen: 

> Die CVP-Hausmacht: In der Partei ist unbestritten, dass die Vize-Fraktionschefin aufs Ticket gehört. Von ihren Parteikollegen wird sie mit Lorbeeren überhäuft. Sie sei «hochgradig fähig» und «zwar unspektakulär, aber unglaublich effizient». In der eigenen Partei verfügt sie über breiten Rückhalt.

> Die Frauen-Frage: Bringt die CVP ein Amherd-Hegglin-Ticket, kann sie auf den praktisch geschlossenen Support der Linken zählen. SP und Grüne haben bereits klar gemacht, dass es nicht nur bei der FDP, sondern auch bei der CVP um eine Frauenwahl geht. Die Forderung nach zwei weiteren Frauen im Bundesrat greift weit ins bürgerliche Lager hinein. «Die Frauen haben einen grossen Nachholbedarf», sagt GLP-Nationalrätin Isabelle Chevalley (46, VD). Und auch einige FDP-Männer betonen im Gespräch, dass sie den Frauen den Vorrang geben wollen.

> Der Bergler-Bonus: Doch nicht nur der Frauen-Bonus spricht für Amherd. Als Oberwalliserin gilt sie als Berglerin, somit als Vertreterin der Gebirgskantone und Randregionen – was ihr im ganzen Alpenbogen Sympathien einbringt. «Für mich als Glarner wäre es ein Glücksfall, wenn Karin Keller-Sutter als Vertreterin der Ostschweiz und Viola Amherd als Vertreterin der Berggebiete gewählt würden», sagt BDP-Präsident Martin Landolt (50). «Meine Stimme haben sie.»

> Der Romandie-Trumpf: Und noch ein Aspekt könnte Amherd gerade im bürgerlichen Lager helfen. «Für mich zählt sie als halbe Romande», sagt ein welscher FDP-Mann. Ein anderer lobt ihr gutes Französisch, mit welchem sie gerade in den Hearings punkten könnte.

CVP-Nationalrätin Viola Amherd steigt ins Rennen
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Walliserin will in den Bundesrat:CVP-Nationalrätin Viola Amherd steigt ins Rennen

Enges Rennen erwartet

Entschieden ist in der CVP trotzdem noch nichts. Bei vielen Parlamentariern wird die politische Positionierung der Kandidaten und schliesslich ihr Auftritt in den Hearings eine entscheidende Rolle spielen. Für den 5. Dezember erwarten sie daher ein enges Rennen.

CVP-Nationalrätin Viola Amherd (56, VS)

Bonus: In ihrer Partei geniesst die Vize-Fraktionschefin breiten Rückhalt. Sie gilt als nüchterne Schafferin mit viel Humor.

Malus: Das Wallis ist nicht an der Reihe. Offen ist, ob ihr die Debatte um ihren Miet-Gerichtsfall schadet.

KEYSTONE

Bonus: In ihrer Partei geniesst die Vize-Fraktionschefin breiten Rückhalt. Sie gilt als nüchterne Schafferin mit viel Humor.

Malus: Das Wallis ist nicht an der Reihe. Offen ist, ob ihr die Debatte um ihren Miet-Gerichtsfall schadet.

CVP-Ständerat Peter Hegglin (57, ZG)

Bonus: Je 15 Jahre war der Meisterlandwirt sowohl in der Legislative wie in der Exekutive von Behörden tätig. Als ehemaliger Zuger Finanzchef und Präsident der Finanzdirektoren-Konferenz kann ihm niemand ein U für ein X vormachen.

Malus: Er gilt als Hinterbänkler und langfädiger Redner im Ständerat.

Keystone

Bonus: Je 15 Jahre war der Meisterlandwirt sowohl in der Legislative wie in der Exekutive von Behörden tätig. Als ehemaliger Zuger Finanzchef und Präsident der Finanzdirektoren-Konferenz kann ihm niemand ein U für ein X vormachen.

Malus: Er gilt als Hinterbänkler und langfädiger Redner im Ständerat.

CVP-Regierungsrätin Heidi Z’graggen (52, UR)

Bonus: Seit 14 Jahren amtet sie als als Regierungsrätin und bringt viel Exekutiverfahrung mit. Und sie kommt aus einem Kanton, der noch nie ein Bundesratsmitglied stellte, dafür aber mit dem Ägypter Samih Sawiris einen Investor der Superlative nach Andermatt lockte.

Malus: In Bundesbern ist sie weitgehend unbekannt.

Keystone

Bonus: Seit 14 Jahren amtet sie als als Regierungsrätin und bringt viel Exekutiverfahrung mit. Und sie kommt aus einem Kanton, der noch nie ein Bundesratsmitglied stellte, dafür aber mit dem Ägypter Samih Sawiris einen Investor der Superlative nach Andermatt lockte.

Malus: In Bundesbern ist sie weitgehend unbekannt.

CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (54, BL)

Bonus: Sie ist mutig genug, sich auch mal mit Kommissions- oder Parteikollegen quer zu stellen. Etwa, als sie als Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission die Russland-Sanktionen hinterfragte.

Malus: Selbst in der eigenen Partei trauen ihr viele das Amt schlicht nicht zu.

KEY

Bonus: Sie ist mutig genug, sich auch mal mit Kommissions- oder Parteikollegen quer zu stellen. Etwa, als sie als Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission die Russland-Sanktionen hinterfragte.

Malus: Selbst in der eigenen Partei trauen ihr viele das Amt schlicht nicht zu.

FDP-Ständeratspräsidentin Karin Keller-Sutter (54, SG)

Bonus: Sie gilt als seriös, dossierfest, kompromissbereit. Als geradezu perfekt. Kommt hinzu, dass die FDP diesmal nicht mehr um eine Frau herumkommt.

Malus: Manchen gilt sie als zu perfekt.

KEY

Bonus: Sie gilt als seriös, dossierfest, kompromissbereit. Als geradezu perfekt. Kommt hinzu, dass die FDP diesmal nicht mehr um eine Frau herumkommt.

Malus: Manchen gilt sie als zu perfekt.

FDP-Ständerat Hans Wicki (54, NW)

Bonus: Wicki ist als Mann der Wirtschaft mit Führungserfahrung und Multi-Verwaltungsrat ein sicherer Wert auf jedem Ticket. Klassisch ist auch sein politischer Werdegang: Gemeinderat, Gemeindepräsident, Regierungsrat, Ständerat.

Malus: Er ist ein Mann und hätte längst einen Französischkurs belegen müssen.

Keystone

Bonus: Wicki ist als Mann der Wirtschaft mit Führungserfahrung und Multi-Verwaltungsrat ein sicherer Wert auf jedem Ticket. Klassisch ist auch sein politischer Werdegang: Gemeinderat, Gemeindepräsident, Regierungsrat, Ständerat.

Malus: Er ist ein Mann und hätte längst einen Französischkurs belegen müssen.

FDP-Regierungsrat Christian Amsler (54, SH)

Bonus: Der Erziehungsdirektor verfügt auch überkantonal über ein intaktes Netzwerk.

Malus: Er ist ein Mann und unter der Bundeshauskuppel ein bunter Vogel, den kaum jemand kennt. Unklar ist, wie stark ihn die Kritik rund um die Schaffhauser Schulzahnklinik noch ausbremst.

Michael Kessler

Bonus: Der Erziehungsdirektor verfügt auch überkantonal über ein intaktes Netzwerk.

Malus: Er ist ein Mann und unter der Bundeshauskuppel ein bunter Vogel, den kaum jemand kennt. Unklar ist, wie stark ihn die Kritik rund um die Schaffhauser Schulzahnklinik noch ausbremst.

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FDP-Ständerat Hans Wicki (54, NW) gibt der Presse heute zu seiner Hearing-Performance Auskunft.
Foto: Keystone
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