Der Favorit hat das Rennen gemacht, und zwar sehr klar, bereits im zweiten Wahlgang, mit 125 Stimmen. Das ist zwar kein Rekordergebnis, aber ein freudiger Willkommensgruss. Durch Ignazio Cassis (56) ist das Tessin endlich wieder im Bundesrat vertreten. Benvenuto, Ticino!
Das Resultat ist für den Zusammenhalt des Landes von überragender Bedeutung. Dass alle Sprachregionen und Kulturen in der Regierung vertreten sind, ist nicht hoch genug einzuschätzen. Der Bundesrat besteht jetzt aus vier Deutschweizern, zwei Romands und einem Tessiner – perfekt!
Ignazio Cassis bringt dank langjähriger Erfahrung im Politikbetrieb und durch seine konziliante Art alles mit, um ein guter Bundesrat zu werden. Wie sich ein Neugewählter dann im Amt bewährt, kann ohnehin nur die Praxis erweisen. Es gab da schon positive wie negative Überraschungen.
Ignazio Cassis war aber auch der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort: FDP-Parlamentarier, eng vernetzt im Bundeshaus, Tessiner.
Seine Gegenkandidaten hatten am Ende keine Chance. Isabelle Moret hat in ihren Auftritten unter Beweis gestellt, dass ihr das Amt eine Nummer zu gross ist. Und Pierre Maudet hat zwar einen fulminanten Wahlkampf hingelegt, doch das Parlament wählt nicht ohne Not jemanden von aussen an die Spitze des Landes. Maudets Stunde kann noch kommen: wenn er in einigen Jahren vom Genfer Regierungsrat ins eidgenössische Parlament wechselt. Mit 39 Jahren hat er keine Eile.
Die nächste Bundesratswahl ist bald. Bis zum Ende der Legislatur 2019 werden mindestens drei weitere Magistraten zurücktreten: Doris Leuthard, Ueli Maurer, Johann Schneider-Ammann. Hoffentlich nicht alle nacheinander, im Sololauf wie Didier Burkhalter. Sondern gemeinsam. Denn bei drei Neubesetzungen hat das Parlament Gelegenheit, unterschiedliche Talente optimal zu kombinieren.
Dann wird nicht einfach wieder derjenige gewählt, der gerade zufällig das richtige Parteibuch, die richtige Herkunft und das richtige Geschlecht hat.