Sommer als Glücksfall für Freisinn-PR
Die Marketing-Maschine der FDP brummt

Diese Bundesratswahl erreicht eine neue Dimension der Mediatisierung. Und die FDP weiss, das gekonnt zu nutzen.
Publiziert: 20.09.2017 um 07:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 23:31 Uhr
Cassis, Moret, Maudet: Die Medien waren im Sommer 2017 so voll von FDP, FDP und FDP, dass einem die anderen Parteien fast leidtaten.
Foto: VALENTIN FLAURAUD
Joël Widmer

Didier Burkhalter überrumpelte FDP-Chefin Petra Gössi im Juni mit seinem Rücktritt. Doch er bescherte den Freisinnigen den schönsten Sommer seit langem. Cassis, Moret, Maudet, Tessin, Frauenfrage, junger Macher: Die Medien waren in den warmen Monaten 2017 so voll von FDP, FDP, FDP und FDP, dass einem die anderen Parteien fast leidtaten. 

Doch das genügte den Freisinnigen nicht. Im Hintergrund arbeiteten sie an einer hochmodernen PR-Strategie. Den Anfang machte die Roadshow der FDP-Kandidaten in Zug, Basel und Freiburg – drei von der Partei gekonnt inszenierte Podiums-Gespräche.

Auch die Kandidaten selbst waren offensichtlich gut beraten. Favorit Ignazio Cassis machte trotz der langen Kampagne kaum einen Fehler. Der junge Pierre Maudet war für die Freisinnigen mit seiner forschen Art sowieso ein Glücksfall. Sein Strebertum verzieh man ihm dank des guten Auftritts hüben wie drüben. Einzig Isabelle Moret drohte da und dort der Absturz. Doch die Partei nahm an Morets Patzern keinen Schaden.

Zwei Kameras bei den Kandidaten

Und am Tag vor der Wahl startete die FDP nun ihre PR-Schlussoffensive. Auf ihrer Website übernahm sie gleich selbst den Job der Medien und richtete flugs einen eigenen Newsroom ein, über welchen sie selbst aktuell von der Nacht der langen Messer und dem Wahltag berichtete. Zwei Kamerateams begleiten die Kandidaten hautnah. Ganz nach der Maxime: Behalte selbst die Hand auf der Story. 

Die Freisinn-PR verbreitet die Inhalte natürlich auch auf den verschiedenen sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram. Für diese Marketing-Offensive hat sich die Partei die Hilfe der jungen Berner Kommunikationsfirma «Newsroom» geholt, welche auch an einem neuen Medienprojekt für die Bildschirme in Bussen und Trams beteiligt ist.

Rund um die Anhörungen in den anderen Fraktionen waren die FDP-Kamerateams am Dienstagnachmittag denn auch die Einzigen, die in aller Ruhe mit den Kandidaten sprechen konnten, und am Abend um 18 Uhr publizierte die Partei in ihrem Newsroom schon ein schnittiges, mit Musik unterlegtes Video dazu. Egal, wer morgen die Bundesratswahl gewinnt – die Siegerin heisst F-PR, die Freisinnige Public-Relations-Partei.

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