Der Tessiner Affront mit der Einzelkandidatur spaltet die Romandie
Konkurrenz für Cassis

Die Tessiner FDP setzt mit Ignazio Cassis alles auf eine Karte. Das erhöht die Chancen für einen welschen Bundesrat. Doch jetzt zeigt sich: Nicht alle Romands wollen das überhaupt.
Publiziert: 12.07.2017 um 23:49 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:33 Uhr
Für den Genfer Regierungsrat hat sich mit dem Entscheid der Tessiner FDP eine Tür geöffnet.
Foto: Keystone
Lea Hartmann und Ruedi Studer

Die Westschweizer Freisinningen sind in Lauerstellung. Mit dem Entscheid, auf eine Einerkandidatur zu setzen, hat die FDP Tessin den Weg für einen Gegenkandidaten aus der Romandie geebnet. Doch noch ist die Strategie nicht definitiv, eine endgültige Entscheidung treffen die Delegierten erst am Nationalfeiertag.

FDP-Vize Christian Lüscher hegt Bundesrats-Ambitionen.
Foto: Keystone

Bis dahin halten sich die Romands bedeckt. Doch klar ist: Welsche Konkurrenz für Ignazio Cassis (56) kommt entweder aus dem Kanton Genf, Waadt oder Freiburg. In Genf hat Nationalrat Christian Lüscher (53), der schon 2009 als Bundesrat kandidierte, sein Interesse signalisiert. Auch Regierungsrat Pierre Maudet (39) wird als Papabile gehandelt, wagt sich aber noch, eine Kandidatur offiziell zu verkünden. Im Moment gebe es nichts Bestimmtes zu kommunizieren, meint er auf Anfrage. Bis am 4. August müssen sich Genfer Interessenten bei der Kantonalpartei melden, am 8. August nominiert die Delegiertenversammlung.

In der Waadt stehen zwei Frauen bereit

Die Waadtländer FDP hat bereits angekündigt, dass sie eine Kandidatur stellen will. Dabei stehen zwei Frauen im Vordergrund: Nationalrätin Isabelle Moret (46) und Regierungsrätin Jacqueline de Quattro (57). Moret weilt derzeit in den Ferien und will sich nicht äussern. Sie hat aber angekündigt, sich bis Ende Monat zu entscheiden. Sollte Moret verzichten, dürfte de Quattro in die Bresche springen. Bis am 9. August müssen sich die Interessenten melden, tags darauf legt die Parteileitung die Strategie fest. 

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Auch die Freiburger FDP bleibt vorerst im Rennen. «Ich prüfe ernsthaft eine Kandidatur», sagt Bauernverbandsdirektor und Nationalrat Jacques Bourgeois (59). Am 9. August trifft sich die Parteileitung, bis dahin muss sich Bourgeois entscheiden. Verzichtet er, wird die Kantonalpartei besprechen, welchen Kandidaten man sonst unterstützen will. 

Auch Nationalrat Jacques Bourgeois aus dem Kanton Freiburg überlegt sich eine Kandidatur.
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Neuenburg und Jura wollen Tessiner

Die übrigen Westschweizer Kantonalparteien Jura, Neuenburg und Wallis verzichten derweil auf eine eigene Kandidatur. «Wir werden keinen Kandidaten stellen», sagt der Walliser FDP-Generalsekretär Richard Baker (30). Offen lässt er, ob man einem Romand oder Tessiner den Vorzug geben wird. 

In den Kantonen Neuenburg und Jura hingegen kann der Tessiner Cassis auf vollen Support zählen. «Neuenburg wird keinen Kandidaten präsentieren, denn Ignazio Cassis ist bereits ein exzellenter Kandidat», sagt Generalsekretärin Fanny Noghero (38). «Wir sind der Meinung, dass jetzt die Zeit des Tessins gekommen ist. Es sei denn, aus der Romandie würde noch ein besserer Kandidat kommen.»

Kein Interesse an einem welschen FDP-Bundesrat hat auch der jurassische Kantonalpräsident Yann Rufer. «Aus dem Jura wird es keine Kandidatur geben», erklärt er. «Jetzt sind die Tessiner an der Reihe, die Romandie muss zurückstehen. Wir unterstützen Ignazio Cassis.» 

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